Midterms 2018

Beiträge 61 - 70 von 378
  • Enfant terrible aus Alabama

    Wanli, 21.08.2017 16:06, Antwort auf #60
    #61

    Bei all dem animierten Gespräch über Trumps Weißes Haus geraten anstehende Wahlen gelegentlich etwas aus dem Blick. Interessant wird es etwa am 26.9., wenn sich in Alabama zwei Republikaner in den parteiinternen Vorwahlen um die Kandidatur zum Senat bewerben. Einer der beiden, Luther Strange (klingt eher nach nem Serienhelden oder einem Cartoon-Bösewicht), rückte für Jeff Sessions in den Senat nach und wird sowohl von Mitch McConnell als auch vom POTUS unterstützt, da er im Oberhaus brav so abstimmt, wie man es von ihm erwartet.

    Der andere Bewerber ist Roy Moore, ein siebzigjähriger ehemaliger Richter, der dem fundichristlichen Flügel der Partei zuzuordnen ist und als Senator wohl völlig unberechenbar agieren würde, weshalb McConnell und der Donald eben auch in seltener Einmütigkeit gegen ihn Position bezogen haben. Umfragen zufolge hat er aber durchaus Chancen gegen Strange.

    http://www.electoral-vote.com/evp2017/Senate/Maps/Aug21.html#item-4

  • RE: Enfant terrible aus Alabama

    sorros, 21.08.2017 16:15, Antwort auf #61
    #62

    Und was ist mit den Dems?

  • RE: Enfant terrible aus Alabama

    Wanli, 21.08.2017 16:26, Antwort auf #62
    #63

    Und was ist mit den Dems?

    Im Dezember wird der Sieger der republikanischen Vorwahlen natürlich gegen einen Demokraten antreten, Doug Jones heißt der, ahem, Glückliche. Jones erhielt in der ersten Runde der Vorwahlen bereits die erforderlichen fünfzig Prozent, sodass nicht (wie bei der republikanischen Konkurrenz) eine Stichwahl erforderlich ist.

    https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_Senate_special_election_in_Alabama,_ 2017

    Nix gegen Herrn Jones, bless his heart, aber Alabama ist einer der konservativsten Staaten der USA; zumindest momentan würd ich nicht darauf bauen, dass er im Dezember wirklich ne Chance haben wird. Falls sein Gegner dann wirklich der Fundi ist, besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass dieser im Wahlkampf Bizarres äußert, aber das sollte dann besser mindestens so strange sein wie Luthers Nachname, falls der Demokrat ne Chance haben will.

  • Wellness

    Wanli, 23.08.2017 14:50, Antwort auf #63
    #64

    Das Leben in Washington kann frustrierend sein: Berater drängeln, man solle öffentlich gegen Rechtsextremisten Position beziehen, obwohl diese dich doch feiern; man verkündet eine Afghanistanpolitik, die der der Obama-Administration verblüffend ähnlich ist, obwohl man an den entsprechenden Maßnahmen des Vorgängers nie ein gutes Haar gelassen hatte. Schön, wenn man dann ab und zu mal raus ins Land kommt und im Kreis eher unkritischer Kumpels mal wieder richtig losledern und sich feiern lassen kann für die markigen Phrasen, die in der Hauptstadt mittlerweile kaum noch Gehör finden.

    A day after delivering a sober address on his Afghanistan strategy Monday in Virginia, Trump left no doubt that he has no plans to be the calm leader members of his own party want as Congress prepares to engage in negotiations over the federal budget, the debt and a major tax reform package that is one of Trump’s core legislative priorities.

    He seemed to intimate on stage that his own people had encouraged him not to say certain things, but he forged ahead nonetheless – focusing on the roaring crowd that represents his voluble but shrinking political base.

    He threatened a government shutdown, essentially promised to pardon a controversial sheriff, made false claims about the news media and his opponents, pushed for a legislative change that infuriates Senate Majority Leader Mitch McConnell, criticized two Republican senators and intimated he would pull out of NAFTA. [...]

    Trump adopted the rigorous us-against-them mentality that has dominated his presidency, as he ignores a large swath of the country and tends to only pay lip service to more bipartisan items, like an infrastructure package.

    The speech showed that Trump continues to be unconcerned with much aside from satisfying his political base, even against the advice of his advisers.

    http://www.politico.com/story/2017/08/22/trump-arizona-phoenix-rally-241923

    Gut - mit etwa 1500 Zuhörern war die eh nicht gerade große Halle nicht annähernd voll, aber im kleinen Kreis ist es doch eh viel gemütlicher.

    http://www.electoral-vote.com/evp2017/Senate/Maps/Aug23.html#item-1

    Die freundlichen Worte über Sheriff Joe Arpaio ergeben insofern Sinn, als der tatsächlich fast als eine Art Vorläufer des POTUS gesehen werden kann mit markiger Law-and-Order-Rhetorik bei gleichzeitig eher laxer eigener Gesetzestreue, mit großspuriger Symbolik anstelle von praktikablen Lösungsansätzen für Probleme.

    Trump is engaging in exactly the same brand of politics that Arpaio pioneered a decade earlier. As politicians, they used tough-on-crime rhetoric and breaches of “political correctness” to give the impression of sticking up for law and order; as government executives, they exercised their power to the greatest possible extent, without a ton of attention paid to the rule of law.

    Like Trump, Arpaio communicated toughness through big, theatrical stunts — raids conducted with armored vehicles, the pink underwear, the tent cities — that often happened to violate the rights of their targets. (The tent cities were ultimately shut down after being cited as violations of the Eighth Amendment prohibition against “cruel and unusual punishment.”) His “law and order” policies weren’t successful as anti-crime measures (911 response times went up hugely during the heyday of Arpaio’s sweeps), but succeeded in terms of targeting and victimizing the intended people.

    In Arizona — a state with a fast-growing Latino population, but also a substantial population of older white residents who had often moved to Arizona from places that hadn’t had many Latinos — anxieties about demographic and cultural change were acute, and Arpaio capitalized on them. By the mid-2010s, those anxieties had percolated through much of the rest of the country as well, and Arpaianism was ready to go national — in the form of Trump.

    https://www.vox.com/policy-and-politics/2017/8/22/16151256/trump-pardon-arpaio

    Große Worte, nichts dahinter, im Zweifelsfall aber immer der schnelle Verweis auf Sündenböcke aller Art: Wie man richtig republikanisch regiert, lässt sich wunderbar an Ben Carsons Wohnungsbauministerium ablesen. Der Boss kaum mal im Haus und sowieso bekanntlich eher ein Freund warmer (gern auch christlicher) Worte als geistiger Anstrengung, viele Leitungspositionen noch nicht besetzt, andere dagegen mit bizarr-unqualifiziertem Personal (Eric Trumps Hochzeitsplanerin ist dort jetzt zuständig für den sozialen Wohnungsbau in New York). Langjährige Mitarbeiter kündigen frustriert, Minister Carson hat überhaupt kein Problem mit massiven Kürzungen seines Etats, hält er sozialen Wohnungsbau und Hilfen für bedürftige Familien im Grunde doch eh für überflüssig.

    Ein langer Artikel zeichnet das Trauerspiel nach und zeigt, wie man ganz ohne Gesetzesänderungen den verhassten Sozialstaat durch Vernachlässigung ganz passabel aushöhlen kann:

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2017/08/ben-carson-hud-secretary.html

    Natürlich streicht man nicht allen Sozialschmarotzern die Stütze, auch wenn die den Steuerzahler teuer zu stehen kommt: Der Secret Service kann seinen überarbeiteten Agenten ihre Überstunden nicht mehr bezahlen; die große und reisefreudige Trump-Sippschaft lässt zudem auch die Spesen explodieren. Um die 60000 Dollar etwa haben die Agenten schon für die Leihe von Golfwägelchen überwiesen, um den Mann zu beschützen, dem die fraglichen Golfplätze gehören und der demzufolge auch diese Kohle einstreicht. Als Staats- und Regierungschef lausig, aber ein Abzocker der Extraklasse...

    https://www.usatoday.com/story/news/politics/2017/08/21/secret-service-cant-pay- agents-because-trumps-frequent-travel-large-family/529075001/

  • Stand der Dinge, Spätsommer 2017

    Wanli, 25.08.2017 02:49, Antwort auf #64
    #65

    Der Commander in Chief vertrieb sich den heutigen Tag mit dem Weitertweeten lustiger Bildchen passend zur Sonnenfinsternis:

    https://newrepublic.com/minutes/144495/donald-trump-just-ruined-eclipse

    Vielleicht sollte er sich mal darüber informieren, wie so eine Sonnenfinsternis weiter verläuft, und sich fragen, warum er den verhassten Obama jetzt schon zum Zentralgestirn stilisiert. All das wäre weitaus leichter zu klären als die momentane politische Lage - es soll hier trotzdem mal versucht werden.

    Mit dem September steht uns nach den Kongressferien wieder ein Arbeitsmonat ins Haus in Washington; zum Beispiel gilt es, die Schuldenobergrenze anzuheben, damit der Zentralregierung nicht gegen Ende des Monats das Geld ausgeht - dieses Unterfangen ist auch eng verknüpft mit dem zu verabschiedenden Haushalt und der Verabschiedung einer Steuerreform (oder zumindest einer deutlichen Senkung der Steuersätze), welche die GOP zum nächsten großen innenpolitischen Ziel (nach der glorreichen Gesundheitsreform) erklärt hat. Die Anhebung besagter Schuldenobergrenze könnte allerdings kniffliger werden, als es sich die Regierungspartei wünschen würde, denn nicht nur gibt es in der eigenen Fraktion im House den Freedom Caucus, der da nicht mitmachen will, sondern auch der Präsident äußerte vor wenigen Tagen, wenn man ihm kein Geld für seine Mauer bewillige, dann sei auch ein government shutdown vorstellbar. Die ganze unübersichtliche Gemengelage wird hier erklärt:

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2017/08/the-republican-budget-fight-explain ed-in-5-minutes.html

    Angesichts der großen Herausforderungen ist es je nach Sichtweise un- oder aber nur zu verständlich, dass zwischen Weißem Haus und Senatsführung seit Wochen Eiszeit herrscht; der POTUS stellt in Tweets heute Senatsboss McConnell (wie auch sein Pendant Ryan im House) schon einmal als Versager dar im Vorgriff auf die Verrenkungen und Enttäuschungen, die da kommen mögen.

    Trump decided that the best way to mend fences with the congressional GOP would be to publicly scold “Mitch M.” and “Paul R.” for refusing to follow his sage legislative advice, and, thus, creating the debt ceiling “mess.”

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2017/08/trump-blasts-gop-leaders-for-creati ng-debt-ceiling-mess.html

    Trump is pre-blaming Republican leaders, Senate Majority Leader Mitch McConnell and House Speaker Paul Ryan, for the debt ceiling headache that’s coming in September. And he’s piling on them at a moment when his relationships with Republicans on Capitol Hill are at an all-time low.

    https://www.axios.com/trump-blames-republican-leaders-for-debt-ceiling-dilemma-2 476541812.html

    Mitch McConnell ist vermutlich der übelste Zyniker, der je an der Spitze des Senats stand, sein Kollege Paul Ryan ein knallharter Ideologe, eigentlich hält sich mein Mitleid mit diesen Chargen sehr in Grenzen. Aber ein wenig leid tun sie mir schon - ständig als Deppen dargestellt zu werden von einem Mann, der politische Inhalte nicht mal ansatzweise versteht, keinen Versuch macht, republikanische Gesetzentwürfe dem amerikanischen Volk schmackhaft zu machen, und darüber hinaus kaum zu durchschauen scheint, wie Gesetzgebung überhaupt abläuft (das Scheitern der Gesundheitsreform führte er auf die Institution der Filibuster zurück, die damit aber auch wirklich gar nichts zu tun haben): Das muss schon wehtun.

    Die größte Schmach ist dann natürlich, dass dieser Mann bei der eigenen Parteibasis weitaus beliebter ist als das Spitzenpersonal im Kongress. In McConnells Heimatstaat Kentucky sonnt sich der Donald in einer Zustimmungsrate von 60 Prozent, McConnell kommt dort inzwischen nur noch auf lausige 18 Prozent.

    http://talkingpointsmemo.com/edblog/trump-is-killing-mcconnell-in-kentucky

    Ein lesenswerter Post nennt Gründe, warum Drumpf an der Basis deutlich beliebter ist als seine Parteifreunde / Erzfeinde im Kongress: Er könne sich eher Gehör verschaffen, verfüge über die einflussreicheren Fürsprecher in der konservativen Medienlandschaft, könne im Gegensatz zu den Parlamentariern auch dann kleine Erfolge vorweisen, wenn es mit der Gesetzgebung nicht so hinhaue, und lege den Finger ja auch tatsächlich in eine reale Wunde, wenn er die vollmundigen Versprechungen vor der Wahl kontrastiere mit den mageren Erfolgen nach gut einem halben Jahr Regierungszeit.

    Because Trump hates looking "weak" more than just about anything, it's probably only a matter of time before he picks even more serious fights within the party. Such behavior would undoubtedly be counterproductive to the achievement of legislative goals, but Trump acts emotionally rather than strategically—and besides, some of those goals were unrealistic in any case. Forcing a government shutdown, knocking off a few Republican incumbents in party primaries, or even toppling a congressional leader or two might give him a hint of the pleasure that has so visibly eluded him so far in office. But it would also turn the Republican Party into an open battlefield.

    http://www.honestgraft.com/2017/08/success-has-eluded-trump-but-he-could.html

    Allemal eine schwierige Position für die republikanischen Abgeordneten vor diesem heiklen September. Dass Trump in der eigenen Partei Oberwasser hat, hilft ihm natürlich nur bedingt dabei, eine Mehrheit aller Amerikaner hinter sich zu bringen. Mit Blick darauf sollte ihn die Entwicklung seiner Umfragewerte denn doch etwas beunruhigen:

    https://fivethirtyeight.com/features/7-rules-for-reading-trumps-approval-rating/

    Wie sich die Werte weiterentwickeln werden, lässt sich natürlich kaum vorhersagen; Nate Silver schätzt ganz plausibel begründet, dass durchaus noch Luft nach unten ist (nach oben natürlich auch):

    Still, if you’re looking to estimate when Trump really might hit a floor, somewhere in the low-to-mid-20s is a pretty good guess.

    So, jetzt aber genug der düsteren Prognosen für die GOP und stattdessen der Silberstreifen in Bezug auf die Midterm-Elections im November 2018. Eine Webseite prognostiziert diese mit großem Aufwand und kommt zu einem Schluss, der den republikanischen Movern und Shakern zumindest ein kleines Lächeln auf's Gesicht zaubern könnte. Wenn heute Wahlen wären, dann erhielten die Demokraten demzufolge üppige 54,2% der Stimmen (ohne Berücksichtigung kleinerer Parteien und unabhängiger Kandidaten), die Republikaner müssten sich mit 8,4 Punkten weniger begnügen. Aufgrund des hier schon öfters thematisierten Ungleichgewichts bei der Verteilung der Wähler und dem Zuschnitt der Wahlkreise würde das aber lediglich 206 Sitze für die oppositionellen Blauen bedeuten, Team Rot käme auf 229 Sitze und damit erneut auf eine Mehrheit. Das sähe dann wohl ungefähr so aus:

    https://decisiondeskhq.com/data-dives/ddhq-2018-house-midterm-forecast/

    Man fragt sich, wie lange die amerikanische Öffentlichkeit - wenn es denn so käme - noch bereit wäre, Wahlen als legitim zu akzeptieren, bei denen die stimmenmäßig unterlegene Partei regelmäßig den Sieg davonträgt...

  • Pardon!

    Wanli, 30.08.2017 22:19, Antwort auf #65
    #66

    Hab letzten Freitag nichts dazu geschrieben, aber Trumps Begnadigung von "America's toughest Sheriff" Joe Arpaio aus Arizona soll hier zumindest kurz Erwähnung finden. Wem Arpaio kein Begriff ist, der kann sich über den folgenden Link über den Mann informieren, der das von ihm betriebene Gefängnis als "Konzentrationslager" bezeichnete, dem immer wieder Häftlinge durch Selbstmord oder Misshandlung verstarben, der zugunsten der Jagd auf Latinos seine übrigen Pflichten sträflich vernachlässigte, seinem Amtsbezirk aufgrund von Gerichtsprozessen und Schadensersatzklagen eine Schaden von 40 Millionen Dollar zufügte und der schließlich die richterliche Anweisung missachtete, Menschen nicht einfach zu inhaftieren, weil sie für ihn wie illegale Immigranten aussahen - wofür er dann auch rechtskräftig verurteilt wurde.

    http://www.huffingtonpost.com/entry/phoenix-new-times-sheriff-joe-arpaio_us_59a1 787de4b06d67e337ea8a

    During his decades-long tenure as sheriff of Maricopa County, Arizona, Arpaio presided over (what he himself called) a “concentration camp,” where low-level offenders and undocumented immigrants were subjected to daily cruel and unusual punishments. In Tent City, men and women who’d been convicted of — or, in most cases, merely charged with — crimes like drug use, shoplifting, and working with false documents were forced to live outdoors, year-round. In the summer, they sweated through 130-degree temperatures; in winter, they shivered through frigid nights, barred, by rule, from wearing any form of jacket or coat; when it rained, water poured through holes in the tents, soaking them in their beds. Arpaio forced his prisoners to march in pink underwear, work in chain gangs, shower in boiling-hot water, and eat rotten food (the sheriff boasted about this last point). His guards forced them to suffer worse. [...]

    At least 157 of Arpaio’s prisoners died before they got out. At least a quarter of these deaths were the result of suicide — for nearly half of them, authorities provided no official cause of death whatsoever.

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2017/08/sheriff-joe-and-everyday-american-a uthoritarianism.html

    Drumpf begnadigte den sadistischen Desert-Duce, wobei er Arpaio attestierte, doch nur seinen Job gemacht zu haben - das Befolgen der Gesetze scheint dazu wohl nicht zu gehören.

    Immerhin: Falls es irgendwann zum Impeachment-Verfahren gegen Trump kommt, dann wird diese Begnadigung dabei vermutlich eine Rolle spielen:

    https://www.bloomberg.com/view/articles/2017-08-28/the-arpaio-pardon-is-ammuniti on-against-trump

    Es nimmt kaum Wunder, dass diese Maßnahme auch in der GOP deutlich kritisiert wurde, beide Senatoren aus Arizona etwa distanzierten sich deutlich. Einer davon, Jeff Flake, steht ja eh auf Trumps Abschussliste; Umfragen zufolge hat eine Herausforderin, für die der Donald kürzlich warme Worte fand, ganz gute Chancen, Flake in den parteiinternen Vorwahlen im nächsten Jahr zu schlagen. Das Problem: Die Dame ist schon etwas exzentrisch. Im Weißen Haus scheint man unschlüssig, ob man sie jetzt wirklich mit aller Macht unterstützen oder doch lieber versuchen soll, einen etwas seriöseren Herausforderer zu finden.

    https://www.usnews.com/news/the-run/articles/2017-08-30/kelli-ward-the-trump-tor ch-bearer-rattling-arizonas-senate-race

    Auch der begnadigte Fascho-Sheriff Arpaio sieht für sich selbst trotz seines fortgeschrittenen Alters noch eine Zukunft in der Politik, vielleicht wirft der ja auch noch seinen Hut in den Ring. Arizona dürfte aus wahlbörslicher Sicht der interessanteste US-Staat sein im nächsten Jahr.

    ---------------------------------------

    Derweil schwört der Donald seine Anhänger in Missouri schon einmal auf die geplante Steuerreform ein: Das bisherige Steuersystem nutze doch vor allem den Reichen, wie unfair! - so seine populistische Botschaft. Denselben Reichen also, denen seine Partei in der Konsequenz massiv die Steuern senken will. Was die Chuzpe anbelangt, ist der Bursche wirklich nicht zu schlagen...

    Donald Trump once said he could shoot someone on Fifth Avenue and his supporters would still love him. It looks like he’s about to put that to the test. If he can convince working-class voters that Paul Ryan’s tax plan will help them out, it means they’ll literally believe anything.

    http://www.motherjones.com/kevin-drum/2017/08/the-economy-is-rigged-against-the- rich/

  • Stand der Dinge, Spätsommer 2017 (II)

    Wanli, 03.09.2017 17:09, Antwort auf #66
    #67

    Der letzte Post mit diesem Titel hat schon verdeutlicht, dass Drumpf ein relativ turbulenter September ins Haus steht. Vielleicht geht alles glatt und die Staaten verabschieden einen Haushalt, heben die Schuldenobergrenze an und bringen eine Steuerreform (oder zumindest eine Steuersenkung) durch den Kongress; der Donald wird hoffen, dass all das seinen anämischen Umfragewerte etwas Auftrieb gibt - wenn es denn gelingt.

    Ähnliches verspricht er sich vielleicht von seiner Reaktion auf Wirbelsturm Harvey; in diesem Punkt bin ich aber skeptisch. Fans des POTUS können sich natürlich sagen, ihr Idol habe doch reagiert wie ein echter Präsident: Den Notstand ausgerufen, seine Katastrophenschützer in Marsch gesetzt, schließlich die Katastrophengebiete zweimal besucht. Damit hätten sie auch recht - Harvey war sicher kein Desaster für die Administration, wie es einst Katrina für den jüngeren Bush gewesen war.

    Andererseits hat die Regierung halt auch nur das getan, was (abgesehen von Bush) jede Regierung in einem solchen Fall tut, und Verächter des Lautsprechers aus New York finden allemal genügend Haare in der Suppe, um den Präsidenten zu kritisieren (für seine Rücknahme von strikteren Bauvorschriften in Überflutungsgebieten oder die Kürzungen beim Katastrophenschutz, die sein erster Haushaltsentwurf vorsah) oder sein Verhalten in Houston einfach bizarr zu finden:

    In addition to the basic body language he keeps saying things like “Have a Good Time!” to people stranded in a shelter. Or, ‘it’s going great‘ to people who’ve just lost everything. [...] It’s a basic, seemingly fundamental inability not only to experience but even to fake the experience of empathy or human concern.

    http://talkingpointsmemo.com/edblog/he-cant-even-fake-it

    Die Umfragezahlen könnte da mMn schon eher die wirtschaftliche Lage beeinflussen, aber da ist momentan auch nicht viel Bewegung drin. Die Zahl der neu geschaffenen Jobs etwa ist nicht so schlecht, dass man von einer Wirtschaftskrise sprechen müsste, aber eben auch nicht besonders eindrucksvoll.

    http://www.motherjones.com/kevin-drum/2017/09/chart-of-the-day-net-new-jobs-in-a ugust/

    Die Inflation ist praktisch auf Null - momentan ganz angenehm für die Amerikaner, aber auch nicht gerade ein Indikator für einen bevorstehenden Wirtschaftsaufschwung (eher im Gegenteil).

    http://www.motherjones.com/kevin-drum/2017/09/raw-data-inflation-has-been-runnin g-at-0-all-year/

    Von Seiten der Wirtschaft ist also nichts in Sicht, was für steigende Beliebtheitswerte der Regierung sprechen würde; Tump könnte einen solchen Impuls aber wohl ziemlich gut gebrauchen, da mehr Geld im Portemonnaie vielleicht ein Faktor wäre, der vom Chaos im Weißen Haus und den Flirts mit Rechtsaußen abgestoßene Wähler dazu bringen könnte, der Regierung eine zweite Chance zu geben. So ganz unwichttig sind solche Brot-und-Butter-Themen ja erfahrungsgemäß nicht.

    In diesem Bereich haben sich Trumps Mannen mal wieder (ohne Not) selbst in den Fuß geschossen: Man reduzierte dramatisch das Geld, das für die alljährliche Werbe- und Aufklärungsarbeit Obamacare betreffend vorgesehen ist, und verschob die Deadline für das Abschließen oder die Erneuerung von dergestalt subventionierten Versicherungspolicen vom Januar in den Dezember (wovon viele aufgrund der neuen Informationspolitik wohl erst erfahren werden, wenn sie vergeblich versuchen, ihre Police zu erneuern). Klar: Der Donald hasst Obamacare und würde wohl liebend gern verkünden, an den sinkenden Teilnehmerzahlen sehe man ja, was für ein verkorkstes Gesetzeswerk das sei, aber gleichzeitig könnten auch eine Menge seiner Fans im nächsten Jahr dann ohne bezahlbare Krankenversicherung dastehen. Mancher von ihnen mag kein Problem mit rassistischen Äußerungen haben, sehr wohl aber mit den Mehrausgaben und Risiken, die das für ihn oder sie bedeuten dürfte.

    https://www.cnbc.com/2017/08/31/trump-administration-cuts-funding-for-health-car e-sign-ups.html

    Eine weitere Entwicklung, die das Ansehen der Regierung beeinflussen dürfte, ist die in den letzten Jahren stark gestiegene Anzahl der Drogentoten insbesondere im ländlichen Raum. Auch hier hatte Donald im Wahlkampf schnelle Abhilfe versprochen, passiert ist allerdings praktisch nichts. Und wenn das Thema mal zur Sprache kommt, scheint der Präsident zu glauben, das Problem seien vor allem traditionell ins Land geschmuggelte Betäubungsmittel; stattdessen geht der Explosion der Opferzahlen aber fast ausschließlich auf das Konto synthetisch hergestellter Drogen. Hier mal die Zahlen der letzten Jahre aus Ohio:

    http://www.motherjones.com/politics/2017/08/ohios-new-overdose-rates-are-truly-i nsane/

    Neben all den in beiden Posts genannten Aspekten gibt es natürlich noch andere, die die Menschen dazu bringen könnten, ihre Regierung in einem anderen Licht zu sehen, außenpolitische Unwägbarkeiten etwa. Möchte allerdings gar nicht groß darüber spekulieren, was eine Zuspitzung der Nordkoreakrise für das Standing Trumps bedeuten würde, dafür ist dieses Thema einfach zu gruselig. Angemerkt sei nur noch, dass man im Weißen Haus offenbar ausgerechnet jetzt darüber nachdenkt, das Freihandelsabkommen mit Südkorea aufzukündigen - in der Sache vermutlich schon ziemlich dämlich, im Timing aber mit Sicherheit. Aber die Chancen stehen wohl nicht schlecht, dass sich Trumps Berater auch in diesem Punkt gegen ihren blinden Chef durchsetzen werden.

    Trump's top advisers are almost universally against the move. That includes National Security Adviser H.R. McMaster, Defense Secretary Jim Mattis, and National Economic Council Director Gary Cohn, all of whom have been pressuring Trump not to withdraw. They all recognize that a trade war with South Korea would be bad for the economy, and would weigh heavily on the companies that do a lot of business with that nation (particularly tech firms and fast-food conglomerates). More importantly, they are a little better at multi-factor analysis than Trump is, and are aware that it is not wise to aggravate the South Koreans when the U.S. needs to work with them to contain North Korea.

    http://www.electoral-vote.com/evp2017/Senate/Maps/Sep03.html#item-2

    Unser Markt prognostiziert bis zum Stichtag einen weiteren deutlichen Ansehensverlust der Regierung Trump - momentan steht er bei RCP bei knapp unter 40, in unserem Markt aber bei unter 32, bezogen auf die erwartete Zustimmung am 20.1.2018. Liegen wir damit richtig? Was denkt Ihr? Und woran macht Ihr Euer Urteil fest?

  • RE: Stand der Dinge, Spätsommer 2017 (II)

    drui (MdPB), 03.09.2017 21:22, Antwort auf #67
    #68

    Unser Markt prognostiziert bis zum Stichtag einen weiteren deutlichen Ansehensverlust der Regierung Trump - momentan steht er bei RCP bei knapp unter 40, in unserem Markt aber bei unter 32, bezogen auf die erwartete Zustimmung am 20.1.2018. Liegen wir damit richtig? Was denkt Ihr? Und woran macht Ihr Euer Urteil fest?

    Das ist schwer zu sagen. Seit den Tagen nach Charlottesville stagnieren die Zustimmungswerte. Kulturell/ ideologisch sind die Rollen der Trump-Fans und Trumpgegner klar verteilt, da könnte Trump jetzt auch in SS-Uniform herumlaufen und die Hakenkreuzfahne schwenken, es würde nicht viel verändern. Dennoch sieht Nate Silver einen langsamen, stetigen Abstieg, der sich mit einer eventuellen Rezession beschleunigen könnte. Ich glaube gelesen zu haben, dass er die unterste Grenze bei niedrigen 20er Werten sieht. Das wird aber wohl nicht schon Januar passieren, ich glaube, 31 bis 35% bis Januar sind realistisch.

  • RE: Stand der Dinge, Spätsommer 2017 (II)

    Wanli, 03.09.2017 22:23, Antwort auf #68
    #69

    Im September lauern noch echte Fallstricke und der Haushalt könnte ein Desaster werden. Trumps Mann fürs Budget ist ein ganz harter Knochen, der will überall kürzen.

    Stimme Dir aber insofern zu, als rassistische Ausfälle ihn wohl kaum noch Zustimmung kosten werden, nur noch Chaos und die Wirtschaftspolitik können die Werte echt nochmal drücken. Und natürlich Internationales.

  • Träumer

    Wanli, 04.09.2017 19:22, Antwort auf #69
    #70

    Illegale Immigranten, die als Kinder in die USA kamen, sogenannte "Dreamers", sind mehrheitlich seit 2012 durch ein von der Obama-Administration ins Leben gerufenes Programm namens "DACA" vor der Abschiebung geschützt; sie erhalten auch eine Arbeitserlaubnis. Momentan sind knapp 800.000 Menschen durch DACA geschützt, die meisten inzwischen in den Zwanzigern.

    https://www.vox.com/policy-and-politics/2017/8/31/16226934/daca-trump-dreamers-i mmigration

    Trump wird morgen das Ende des Programms verkünden, wobei die Details noch unklar sind: Erlischt der DACA-Schutz sofort für alle "Dreamers", wenn diese Neuregelung in Kraft tritt, oder wird die Regierung einfach die für alle Betroffenen verpflichtende Registrierung nach jeweils zwei Jahren auslaufen lassen, sodass nicht alle gleichzeitig ihr Bleiberecht verlieren?

    Es wird wohl auch eine Frist von sechs Monaten eingeräumt, in der dem Kongress Zeit bleibt, mit Blick auf die Betroffenen gesetzgeberisch tätig zu werden.

    Diverse republikanische Abgeordnete haben bereits Bedenken angemeldet, ist die Abschiebung von Menschen, die in den USA aufgewachsen sind und denen man nicht wirklich Gesetzesbruch vorwerfen kann, doch in der Gesamtgesellschaft und auch in der Wirtschaft recht unpopulär, wenngleich der harte Kern der eigenen Basis die Entscheidung bejubelt.

    Kann natürlich sein, dass die Androhung der Rücknahme von DACA nur ein Mittel für Trump ist, um den Kongress zu Zugeständnissen in anderen Fragen zu bewegen.

    It looks like Trump is doing two things here. First, he wants to put some of the responsibility for DACA back on Congress. If they fail to save it, then he can say it wasn’t a unilateral action on his part. Congress agreed by declining to pass its own bill.

    Second, he’s probably using this as a bargaining chip. Most likely, he’ll make it clear that he won’t veto a budget bill that includes DACA if Congress appropriates money for his border wall. This is a fairly ordinary sort of thing for a president to do. FDR would be entirely unsurprised by horsetrading like this.

    http://www.motherjones.com/kevin-drum/2017/09/should-democrats-trade-daca-for-bo rder-wall-funding/

    EDIT: Die GOP ist bei diesem Thema mal wieder in einer mittlerweile bekannten Zwickmühle. Der Basis hat man immer wieder nachdrücklich versprochen, auch die Kinder der Illegalen auszuweisen, in dem Glauben natürlich, dass man nie in die Lage kommen würde, das auch umzusetzen. Man will schließlich gesellschaftlich mehrheitsfähig bleiben und vor allem die Wirtschaft und ihre üppigen Parteispenden nicht verprellen.

    Besonders hübsch jetzt der Fall des Generalstaatsanwalts des tiefroten Tennessee - diese Ämter werden in den USA ja auch durch Wahl besetzt. Zu Obama-Zeiten wollte der Mann (mit weiteren republikanischen Amtskollegen) gegen DACA klagen, jetzt ändert er flugs seine Meinung: Wäre ja auch gruselig, wenn die eigenen Forderungen von einst jetzt Wirklichkeit würden. Man fühlt sich da doch etwas an das Hickhack um Obamacare erinnert...

    http://www.tennessean.com/story/news/politics/2017/09/01/reversal-tennessee-ag-p ulls-support-effort-end-daca/626221001/

    Nochmal EDIT: In Michigan, einem der drei Staaten, in denen Trumps Sieg eine echte Überraschung war, leben 121.000 Nachkommen irakischer Christen - viele davon Staatsbürger, und diese stehen politisch traditionell der GOP nahe. Jetzt werden chaldäische Christen, die keine amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen, in Gewahrsam genommen und deportiert; in den Gemeinden wächst die Nervosität.

    Trumps Vorsprung vor Clinton in Michigan bei den letzten Wahlen? Weniger als 11.000 Stimmen.

    http://www.slate.com/articles/news_and_politics/politics/2017/09/michigan_s_iraq i_chaldean_community_is_fighting_to_protect_dozens_of_people.html

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Kommende Wahlen

In den nächsten Wochen und Monaten finden u.a. folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden (voraussichtlich) Märkte aufgesetzt:

Wahltermine 2023

(Hinweis: Links verweisen stets auf Wahlfieber.de - identischer Login)

1. Halbjahr

  • Deutschland
  • Abgeordnetenhauswahl Berlin
  • Bürgerschaftswahl Bremen
  • Kommunalwahl Schleswig-Holstein
  • -
  • Österreich / Schweiz
  • Landtagswahl Niederösterreich
  • Landtagswahl Kärnten
  • Landtagswahl Salzburg
  • Kantonswahl in Zürich
  • Kantonswahl in Luzern
  • .
  • Europa
  • Präsidentschaftswahl Tschechien
  • Parlamentswahl Griechenland
  • Parlamentswahl Finnland
  • Weltweit
  • Parlamentswahl in der Türkei

2. Halbjahr

  • Deutschland
  • Landtagswahl Bayern
  • Landtagswahl Hessen
  • -
  • Österreich / Schweiz
  • Nationalratswahl Schweiz
  • Europa
  • Parlamentswahl Luxemburg
  • Parlamentswahl Spanien
  • Parlamentswahl Polen
  • Landtagswahl Südtirol
  • Schottland - Unabhängigkeitsreferendum ?

  • Weltweit
  • Parlamentswahl Neuseeland

Sonstiges

  • ...

In Vorbereitung für 2024

    1. Halbjahr
    • Europawahl
    • GOP Presidential nominee 2024
    • Gemeinderatswahl Innsbruck, Salzburg
    • Fußball EM
    • weiteres folgt...
      2. Halbjahr
      • Präsidentschaftswahl USA
      • Landtagswahlen Brandenburg, Sachsen, Thüringen
      • Nationalratswahl Österreich
      • Landtagswahl Vorarlberg
      • weiteres folgt...

      Wie funktioniert das?

      So trägst du mit deinem Wissen zur Prognose bei » Mehr im Infocenter

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      Fehlermeldungen und Feedback bitte per E-Mail an: help@wahlfieber.com