Jörg Haider hätte vieles aufgedeckt - auch in den Reihen der ÖVP (z.B den aufklärungsbedürftigen Kauf der HAA von den Bayern) - das man ihm heute versucht in die Schuhe zu schieben. Deshalb ist der Zuspruch zu Jörg Haider und der Partei, die er gegründet hat, so groß und im Wachsen.
Im vierten Akt begeben wir uns auf das von vielen oberflächlichen Beobachtern bereits totgesagte Feld der Metaphysik:
Das BZÖ und die FPÖ unterscheiden sich inhaltlich überhaupt nicht, Jörg Haider war jahrelang Parteivorsitzender der FPÖ, bis er das BZÖ gründete und natürlich auch dessen Vorsitz übernahm.
Stärkste BZÖ-Landesgruppe war jene Kärntens, bis diese nach dem Tod von Jörg Haider zur FPÖ von HC Strache überlief und sich nun FPK - Freiheitliche Partei in Kärnten nennt.
Bei einem nicht unerheblichen Teil der Kärntner Bevölkerung hat Jörg Haider erstaunlicherweise immer noch einen sehr guten Ruf, vertritt diese doch die schlichte Meinung, "unter dem Jörg hätte es DAS nicht gegeben."
Diesem Umstand trägt nun die wahlkämpfende FPK Rechnung, welche nicht dabei zuschauen will, dass das ebenfalls wahlkämpfende BZÖ den Alleinnachfolgeanspruch erhebt.
FPK-Chef Kurt Scheuch hat im Parteiblatt "Kärntner Nachrichten" ein Schreiben an den verstorbenen Landeshauptmann Jörg veröffentlicht, in dem er von gemeinsamen Träumen und großartigen freiheitlichen Errungenschaften berichtet.
Das BZÖ ist über diese Art von Wahlwerbung empört. BZÖ-Chef Bucher, der als Landeshauptmannkandidat durch Kärnten zieht (in Wirklichkeit aber um den Einzug in den Landtag zittern muss), spricht von einer "widerlichen Anbiederung von Haider-Verrätern an den Verratenen". (Anm.: Hier handelt es sich um einen Fehler im Operettendrehbuch; wie auch immer man es dreht und wendet - wer die Verratenen sind, ist unklar.)
Auch die Schwester von Jörg Haider, die BZÖ-Nationalratsabgeordnete Ursula Haubner, tobt in der Kleinen Zeitung gegen die "völlig unangemessene Vereinnahmung" ihres Bruders.
Ist irgendwie unverständlich, dass man den toten Bruder nur für sich haben will:
In dem Werbe-Brief erinnert sich Scheuch an Bergtouren mit Haider und gemeinsame Träume. "Wir haben von einem freien Land geträumt! Von freien Menschen, die ohne Druck und ohne Zwang von Parteien leben (...)."
Auch vermeintliche Errungenschaften werden hoch gehalten: "Die Arbeitslosigkeit liegt, gottlob, deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt." Das Arbeitsmarktservice widerspricht dieser Darstellung allerdings: Demnach betrug die Arbeitslosenquote 2012 in Österreich durchschnittlich sieben Prozent, in Kärnten 9,1 Prozent.
Scheuch schloss den "Brief" mit: "Gerhard, Harald, Christian und ich werden weiter arbeiten" - gemeint sind die FPK-Regierungsmitglieder Dörfler, Dobernig sowie Ragger. Und: "Wir passen auf Dein Kärnten auf, mein Freund - der uns so fehlt!"
In der Kärntner Medienlandschaft wurde der Brief vom Kulturchef der "Kärntner Tageszeitung", Bertram Karl Steiner, aufgegriffen - in Form einer satirischen Antwort des Verstorbenen aus dem Jenseits. Darin entzieht ein im Fegefeuer schmorender Haider dem FPKler Scheuch prompt das vertrauliche "Du" und teilt aus: "Seien wir doch ehrlich, Herr Scheuch, wir waren damals (...) 'so frei', uns das ganze Land Kärnten unter den Nagel zu reißen. (...)ich bereue den Schaden den 'wir' 'unserem' Kärnten mit den Affären um die Hypo-Bank zufügten, indem wir sie als 'unsere' Privatbank verstanden und daher ausnahmen wie eine Mastgans."
Der Verstorbene schließt seine Antwort mit: "Ihr Schreiben ist übrigens voller Schmalzflecken. Hiermit stelle ich unsere Korrespondenz ein."
Jörg Haider ist im Jenseits einsichtig. Vielleicht sollte diese Haltung auch bei seinem Jünger Erich Haiderer Platz greifen...
Nachzulesen ist das Drehbuch des vierten Aktes unter
Jörg Haider hätte vieles aufgedeckt - auch in den Reihen der ÖVP (z.B den aufklärungsbedürftigen Kauf der HAA von den Bayern) - das man ihm heute versucht in die Schuhe zu schieben. Deshalb ist der Zuspruch zu Jörg Haider und der Partei, die er gegründet hat, so groß und im Wachsen.
Im 5. Akt, einem Stilbruch, wird das Drehbuch leicht modifiziert und die feine Klinge ausgepackt. Jörg Haider, verklärt mit der Weisheit der Erkenntnis in den Gefielden der Unsterblichen, von den Göttern bestraft mit einer Geschlechtsumwandlung, antwortet seinem ehemaligen Parteigenossen Scheuch in der Gestalt Anneliese Rohrers, einer österreichischen Radikalsozialistin:
Sehr geehrter Herr Scheuch!
Zunächst ersuche ich Sie, die Floskeln beiseite zu lassen und sich auch des vertraulichen „Du" zu enthalten (...). Sie werden dereinst auch noch zur Kenntnis nehmen müssen, dass Kraftmeiereien wie das Knutschen von Riesenschlangen und Vogelspinnen im Büro eines Amtsträgers des Landes Kärnten auf die hiesigen Hierarchien keinerlei Eindruck machen. Ich für meinen Teil bin in den Jahren nach meiner Amokfahrt auf der Rosentalerstraße zu der bitteren Erkenntnis gelangt, dass es vermessen wäre, auf unser gemeinsames Wirken damals auch noch stolz zu sein. Sie schreiben mir, dass Sie „oben" stehen und an mich denken. Und dass wir von einem „freien Land geträumt" hätten, von „freien Menschen". Seien wir doch ehrlich, Herr Scheuch, wir waren damals dort oben „so frei", uns das ganze Land Kärnten unter den Nagel zu reißen. Wir, der millionenschwere Forstwirt vom Bärental, also ich, und Sie, der Großlandwirt vom Sternhof, haben tatsächlich alles getan, die Leute von dem zu befreien, was Sie, Herr Scheuch unter „Druck" und „Zwang" der (anderen) Parteien verstehen. Sie vergessen freilich, dass wir diesen Leuten dafür die Allmacht unserer „Gesinnungsgemeinschaft" beschert haben.
Und diese war total. Wir brauchten uns keinem „Druck" und keinem „Zwang" mehr beugen. Gänzlich „frei" von Skrupeln konnten wir über „unser Kärnten" verfügen. Wir konnten Andersdenkende beleidigen und auffordern, Kärnten zu verlassen - mit tiefer Reue entsinne ich mich meines eigenen würdelosen Verhaltens gegenüber Valentin Oman, Giselbert Hoke, Cornelius Kolig, H.C.Artmann, Dietmar Pflegerl; ich bereue das infame Spiel, das „wir" mit den Landsleuten slowenischer Zunge getrieben haben, den Spott und Hohn, den ich anlässlich der Ortstafelverrückungen über sie ausgegossen habe, ich bereue den Schaden, den „wir" „unserem" Kärnten mit den Affären um die Hypo-Bank zufügten, indem wir sie als „unsere" Privatbank verstanden und daher ausnahmen wie eine Mastgans, Wir bescherten den Käntner-innen ein Stadion, welches sie nie und nimmer zu füllen vermögen, bloß um „uns" ein Denkmal zu setzen und einen mittlerweile ramponierten Fußballverein. Und was ist mir da eingefallen, als ich die Bedürftigen vor mir antreten ließ, um von „mir" einen Hunderter zu kriegen, welchen ich natürlich aus dem Steuertopf organisiert hatte. Auf das alles sollen wir „stolz" sein? Ganz abgesehen von Ihrem persönlichen Verhalten, nachdem ich „fortgegangen" bin, wie Sie das in dem mir zugegangenen Schreiben ausdrücken. Herr Scheuch, verwechseln Sie doch Ihre alpinen Winterphantastereien nicht mit dem Himmelreich. Das hat schon mir nicht gut getan, als „wir" hart an dem Programm arbeiteten, das wir „gemeinsam" geschrieben haben.
Ich finde es keineswegs vornehm, dass Sie mich jetzt, ein paar Wochen vor den Landtagswahlen, mit Ihrem Brief gewissermaßen beschwören. Von meiner derzeitigen Warte aus betrachtet, durchschaue ich das sehr wohl: Sie wollen, dass der liebe Gerhard wieder Landeshauptmann wird, damit Sie es bleiben; und ich soll Ihnen vom Jenseits aus dabei helfen. Dazu sage ich Ihnen nur eines: Es gibt wohl einen Kärntner Himmel, von wo aus die heilige Hemma auf das Kärnten der Kärntnerinnen und Kärntner aufpasst. Es gibt aber auch ein Kärntner Purgatorium. Dortselbst müssen die büßenden Seelen so lange ununterbrochen „Pfiat di Gott, scheane Alm" hören, bis sie, einsichtig geworden, von ihrer Pein erlöst werden.
Sehr geehrter Herr Scheuch! Nehmen Sie sich das zu Herzen. . .Hiemit stelle ich unsere Korrespondenz ein.
Ihr J.H.
Im 6. Akt, zurückgekehrt auf den harten Boden irdischer Gefielde, tritt der Tod auf die Bühne und erinnert daran, dass wir alle sterblich sind:
Das BZÖ liegt in den Umfragen bei genau einem (= 1) Prozent, gleichauf mit den Piraten und halb so stark wie die KommunistInnen. Parteichef Josef Bucher wird als einziger bezüglich seiner Sympathiewerte gar nicht mehr abgefragt.
(SPÖ 27, ÖVP 25, FPÖ 21, GRÜ 14, Stronach 8; Kanzler Faymann verfügt über einen sehr interessanten Kanzlerbonus von minus 24)
http://www.oe24.at/oesterreich/politik/Sonntagsumfrage-Kanzler-bleibt-vorne/9351 5763
Parteichef Josef Bucher erklärt in der Pressestunde des ORF, der Tod sei gar nicht der Tod, sondern das Leben in all seiner Vitalität, und erklärt, außerdem werde er sowieso demnächst Kärntner Landeshauptmann werden.
Nachdem eine weitere Umfrage bestätigt hat, dass sich die Noch-Parlamentspartei BZÖ Kopf-an-Kopf-Duelle mit Kommunisten, Christen und Piraten liefert,
http://derstandard.at/1358305603591/Unsicherheit-waechst-aber-VP-profitiert-nich t-davon
entscheidet sich die Parteispitze für einen neuen, pfiffigen und griffigen Werbeslogan:
BZÖler BALD SO RAR WIE DIE SCHWEDENBOMBEN!
http://kurier.at/wirtschaft/unternehmen/solidaritaetswelle-schwedenbomben-werden -knapp/3.134.387
Deutsche Freunde haben nicht einen Anflug von Ahnung, wie tief das Niveau in Österreichs Politik ist. Am häufigsten unter die Gürtellinie schlagen Blaue, Orange und Stronach-Leute, freilich kein Wunder, wenn man sich den regen Funkionärsaustausch zwischen diesen Parlamentsparteien vor Augen hält.
In Kärnten gibt es im Vorfeld der Landtagswahl nicht weniger als sieben Diskussionsduelle der Spitzenkandidaten der Parteien. Im ersten sind der von der SPÖ zu Stronach übergelaufene Gerhard Köfer und der BZö-Bundesparteiobmann und Kärnten-Landeshauptmannkandidat Josef Bucher aufeinandergetroffen.
Das einzig erfreuliche an dieser Diskussion war der Umstand, dass sich die zwei zu Beginn immerhin die Hand gaben. Dann wurde aus den untersten Schubladen Dreck geworfen, wobei sich besonders Bucher auszeichnete, der Köfer eine politische Wanderhure nannte. Sagt ausgerechnet der Obmann einer Partei, die dadurch zustande kam, dass die blauen Nationalratsabgeordneten auf Befehl Jörg Haiders bis auf eine Ausnahme (Barbara Rosenkranz) zum neugegründeten BZÖ überliefen und in der FPÖ einen hoffnungslos verschuldeten Trümmerhaufen hinterließen.
Interessant war auch die Passage, dass das BZÖ im Landtagswahlkampf mit 500.000 Euro auskommen will. Es wäre durchaus hinterfragenswert, woher die finanzmarode Partei diese Summe nehmen will - in den letzten Wochen und Monaten wurde hinreichend bewiesen, dass Jörg Haider und seine korrupten Statthalter Telekomgelder für die Finanzierung ihrer Wahlkämpfe verwendet haben.
Angesprochen auf Umfragen, die das Team Stronach derzeit vor dem BZÖ sehen, sagte Bucher, man bewerbe sich nun für den Einzug in den Landtag. Auch das war bemerkenswert, weil der selbstdeklarierte Landeshauptmannkandidat erstaunlichen Realismus bewies und andeutete, dass sich die Partei alle Finger abschlecken kann, wenn sie den Einzug in den Landtag schafft.
es ist anzunehmen, dass das Debakel der Kärntner Schwarzen sich ohne den geschickten Schachzug PröIIs die dortigen Wahlen gleichzeitig mit Kärnten anzusetzen auch auf das Ergebnis in Niederösterrich ausgestrahlt hätte.
Herr Haiderer -
auch an Sie geht die dringliche Bitte, sich so wie Herr Carokann ein wenig am Riemen zu reißen.
Ihnen muss man allerdings konzedieren, dass Sie im Gegensatz zu diesem zu Ihrem Namen stehen, sich nicht hinter einem anonymen Nick verbergen und außerdem weitestgehend darauf verzichten, den politischen Gegner anzuschütten. Zudem kennen Sie durchaus das Gefühl von Mitleid und können durchaus auch empathisch sein.
Der Rest Ihres Postings tangiert mich nicht -
das BZÖ nimmt in sieben Monaten ohnehin so wie sein Gründer den Weg alles Irdischen.
Es möge sanft ruhen.
ich schätze ihre zumeist durchaus faktenorientierten und ausgewogenen Kommentare, lieber Mühle, stets sehr. - Die Stimmung auf der Straße und auf den Stammtischen, aber auch die nackten Zahlen sprechen aber die Kärntenwahl betreffend eine ganz andere Sprache. -
Ich zitiere die Presse: "Laut Humaninstitut ... das BZÖ mit zehn Prozent. Die ÖVP landet bei neun und die Grünen bei acht Prozent. Damit hätten SPÖ, ÖVP und Grüne, die eine Allianz gegen die Freiheitlichen bilden wollen, keine Mehrheit im Landtag. "
Symptomatisch aber auch der sich forthin abzeichnende Abwärtstrend der Sozialisten, die immer weiter hinter das FPK zurückfallen.
Lieber Herr Haiderer,
ich kenne diese Umfrage schon seit einigen Tagen.
Soweit mir bekannt ist, handelt es sich aber beim Humaninstitut um eines mit FPÖ-Nähe.
Sehr geehrter M: Freilich sind sie so gut informiert, wie kaum ein anderer Kenner der österr. Wahlforschung.
Re: Humaninstitut: naja - ihre Interpretation in Ehren - haben sie Beweise? Das Humaninstitut ist mit Verlaub unabhängig.
Lieber Herr Haiderer,
ich kenne diese Umfrage schon seit einigen Tagen.
Soweit mir bekannt ist, handelt es sich aber beim Humaninstitut um eines mit FPÖ-Nähe.
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Europe
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