Was bedeuten die Ergebnisse in Iowa für den weiteren Vorwahlkampf? Schwer zu sagen: Auf der einen Seite könnte Mitt Romney angesichts seiner sehr starken Zahlen im nächsten Vorwahlstaat New Hampshire der erste republikanische Kandidat seit Einführung des modernen Vorwahlsystems in den Siebzigern sein, der in den beiden ersten Vorwahlstaaten gewinnt.
Auf der anderen Seite ist sein Sieg in Iowa wenig glamourös, wie Nate Silver feststellt:
Here comes the ugly stat sheet: an eight-vote margin of victory, a vote share lower than Mr. Romney attained in 2008, a failure to beat Mr. Santorum among registered Republicans and the lowest-ever winning percentage in the Iowa caucus.
http://politicalwire.com/archives/2012/01/04/winning_ugly.html
Der Mann gilt als der Topfavorit, hat Millionen in die Fernsehwerbung gesteckt, seine Freunde aus dem republikanischen Establishment - wie Chris Christie - haben für ihn geworben, seine Rivalen haben sich gegenseitig attackiert und nicht Romney. Und reden tut Amerika heute nicht über Romney, sondern über Rick Santorum.
Wie geht's weiter? Am 7. und 8. Januar finden zwei weitere Debatten vor den Primaries in New Hampshire statt, und die werden vermutlich sehr interessant.
http://www.2012presidentialelectionnews.com/2012-debate-schedule/2011-2012-prima ry-debate-schedule/
Wenn Bachmann und Perry wirklich aussteigen, dann ist wesentlich weniger Gekabbel auf dem rechten Parteiflügel zu erwarten - da wäre dann ja nur noch Santorum übrig, je nach Definition noch Gingrich. Dafür dürfte Romney viel stärker attackiert werden als zuvor. Die Debatten des letzten Jahres waren ja noch recht zivilisierte Angelegenheiten, man focht mit dem Florett und das kann Romney ganz gut: Wenn denn mal eine Spitze gegen ihn kam, hatte er immer einen netten Satz parat, um den Angriff abzuwehren. Nur einmal legte einer seiner Kontrahenten das Florett beiseite und versuchte es mit einem Faustschlag unter die Gürtellinie: Perry hielt Romney aggressiv vor, illegale Immigranten zur Pflege seines Anwesens beschäftigt zu haben. Romney lächelte unsicher, wandte sich an den Moderator, um die Gesprächsregeln durchzusetzen, griff seinem Gegner schließlich an die Schulter und schließlich rutschte ihm raus, er habe besagten Skandal damals sofort abgestellt, schließlich habe er damals ja für ein Amt kandidiert.
Keine Sternstunde und vielleicht ein Hinweis darauf, dass Romney solchen heftigen persönlichen Auseinandersetzungen nicht so gut gewachsen ist. Genau das steht ihm in New Hampshire aber bevor. Gingrich hat in den letzten Tagen ziemlich heftige Vorwürfe gegen Romney erhoben ("Lügner", seine "Millionärsfreunde" versuchten die Wahl für ihn zu kaufen), ganz offensichtlich extrem sauer über die von Romneys Super-PAC gesendeten negateiven Fernsehspots. Und wenn Gingrich sauer ist, kennt er keine Gnade: Laut seiner eigenen Aussage war es Clintons Entscheidung, ihn einst in der Airforce One auf einen der hinteren Plätze zu verbannen, die ihn in den Neunzigern bewog, im Haushaltsstreit die ganze Regierung lahmzulegen. Der Mann mag es nicht, wenn man ihn ärgert. Deshalb stimm ich Saladin zu:
ich denke er könnte jetzt sih einen spass machen und romney demontieren (und damit ihm die rechnung für die persönlichen angriffe präsentieren und gleichzeitig den parteigrössen den finger für ihre NICHTunterstützung zeigen)
Gingrich wird bei den nächsten beiden Debatten kein Florett benutzen, auch nicht die Faust; er wird eine miese nagelgespickte Keule anschleifen und Romney damit unermüdlich in die Fresse hauen. Zu dem fröhlichen Gemetzel wird auch Jon Huntsman etwas beitragen wollen, bislang ja der einzige Kandidat, der Romney schon seit Monaten angreift. Das wird lustig:
The upcoming New Hampshire contest is going to be FASCINATING, as well as potential trouble for Romney. It’s do-or-die time for Jon Huntsman. Gingrich last night warned that he will make New Hampshire his Alamo (more on that below). So you could have Huntsman hitting Romney from the middle and Gingrich hitting him from the right. That creates an opportunity for Santorum, who has the potential to stay above that fray and pull off another surprising finish.
Und Munition gäbe es wohl genug: Bislang ist beispielsweise Romneys Zeit als CEO von Bain Capital kaum thematisiert worden. Angeblich hatte die Firma einmal 10 Millionen an staatlicher Unterstützung erhalten, von denen vier Millionen in den Taschen des Vorstands landeten.
http://www.romneygekko.com/mitt/
EDIT: Grad gesehen: Gingrich sagte heute in einer konservativen Radiotalkerin, er könne sich eine Allianz mit Santorum gegen Romney sehr gut vorstellen:
Ingraham: Can you see a scenario under which the two of you would align together to try to defeat the establishment candidate, Mitt Romney?
Gingrich: Absolutely. Of course. I mean Rick and I have a 20-year friendship, we are both rebels, we both came into this business as reformers, we both dislike deeply the degree to which the establishment sells out the American people. We both think Washington has to be changed in very fundamental ways, and we have lots of things that fit together. And the thing that's interesting is if you take the votes, you add to that Perry and Bachmann, you begin to see the size of the conservative vote compared to Romney...if you take, you know, Santorum and Perry and Bachmann and Gingrich you get some sense of what a small minority Romney really represents.
http://politicalwire.com/archives/2012/01/04/gingrich_floats_idea_of_anti-romney _alliance.html
... treibt der Wahlkampf der GOP. Romney steht prächtig da: Auf seiner Rechten kristallisiert sich kein offensichtlicher Herausforderer heraus, stattdessen verteilen sich die Stimmen auf diverse Kandidaten. Einem davon will Team Romney allerdings in den nächsten Wochen besonders einheizen: Newt Gingrich, der dank größerer Finanzmittel und ständig abnehmender Skrupel bereit scheint, immer aggressiver und populistischer gegen Romney vorzugehen. Das wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Gingrich nichts nutzen, allerhöchstens einem Dritten, aber es zeigt Romney in einem Licht, das er in der Auseinandersetzung mit Obama nicht brauchen kann.
Look for Mitt Romney’s campaign to put a renewed focus on snuffing out Newt Gingrich, despite his poor showing in last night’s N.H. primary. Team Romney worries that the former Speaker has nothing left to lose and will amp up his kamikaze attacks on the likely nominee, including buys by the pro-Gingrich super PAC, which last week got a $5 million check from billionaire casino magnate Sheldon Adelson. [...] So Romney, leery about potential fallout from Newt’s promised Bain Capital jihad as the campaign moves to S.C., plans to keep a boot on his throat.
http://www.politico.com/playbook/
Gingrichs Attacken (in die Perry inzwischen eingestimmt hat) sind dabei wie schon anderswo erwähnt bizarr im Kontext der republikanischen Partei:
What’s fascinating is that the two best-known or best-funded challengers, Newt Gingrich and Rick Perry, are now attacking Romney from the left, as a parasite venture capitalist. Even conservatives who loathe Romney, like Rush Limbaugh, are apoplectic at the left-wing populist message.
The ideological bizarreness of the attack on Romney is hard to exaggerate. The argument advanced by Gingrich and his allies is that, essentially, it is morally wrong to fire economically unproductive workers. This is a premise more radically left-wing than anything proposed by either party in decades. It’s evidently popular among Republican base voters. The conservative rank and file share the party elites' distrust of government and fear of redistributing their money to the poor, those unable to afford health insurance and other unworthies, but they don’t share the conservative elite’s ideological love of capitalism and “job creators.”
Gingrich has torn open that divide between the elite and the base, and Perry has enthusiastically leapt in. Both, while capitalizing on a short-term vulnerability they found in Romney, made their already-tiny prospects of consolidating right-wing elite support even more remote.
The one possible beneficiary of all this, except of course for President Obama, is Rick Santorum. Though lacking on money, organization, charisma… well, pretty much everything, he shrewdly kept his head down while his rivals tore into Romney. [...]
The problem for Santorum is that the timing doesn’t seem to work out for him. Both Gingrich and Perry want to stay and fight in South Carolina, and both, as Southerners, have an advantage over him. But if they stay, Romney could well win there, and in so doing gain so much momentum that, added to his massive financial edge, Santorum won’t stand a chance going forward.
Conservatives came out of 2008 haunted by their failure to coalesce around a single candidate, allowing the candidate they least trusted to gain early victories against a divided field and win unstoppable momentum before they could gain their footing. They are living their nightmare again.
http://nymag.com/daily/intel/2012/01/romney-wins-and-wins-and-wins.html
wenn romney das überlebt ist es nur gut für ihn
die wähler haben diese vorwürfe dann schon gehört und sie sind bis zur wahl alt und vergessen
wenn obama das dann aufwärmen würde---gäbe das nur ein gähnen (hat der nichts neues)
die gefahr für romney ist halt dass perry und newt ihn so beschädigen dass santorum durch die hintertür reinkommt - könnte durchaus die strategie von newt sein
Hatten wir das alles nicht schon einmal?
I'm thinking of a Republican primary. It starts with a candidate (John McCain/Mitt Romney) who ran once before, came in second place, and won over the party's elite class without winning over its base. Other candidates, understandably unwilling to accept this, line up: An under-funded social conservative (Mike Huckabee/Rick Santorum), an elder statesman who's walked to the altar three times (Rudy Giuliani/Newt Gingrich), a libertarian who wants to bring back the gold standard (Ron Paul/Ron Paul). The conservative base is displeased. In the year before the primary, it pines for a perfect candidate. At the end of summer, on (September 5/August 13), it gets him: (Fred Thompson/Rick Perry). The dream candidate immediately rises to the top of national polls, but collapses after lazy, distaff debate performances... The Republican base looks at the wreckage and shudders. It can never allow this to happen ever again.
http://www.slate.com/blogs/weigel/2012/01/11/haven_t_we_lived_through_this_prima ry_before_.html
wie im tv - nur wiederholungen und fortsetzungen
und in teil 2 unterliegt er dann wieder obama (der zwar kein held mehr ist....)
Wahrscheinlich liegt es daran, daß ich von amerikanischer Parteienpsychodynamik keine Ahnung habe, aber ich erwarte, daß noch irgendein besserer Kandidat aus dem Gebüsch kommt.
jeb bush ;-) vielleicht....oder meinst du bei den dems? yes he can maybe if the reps agrea
Mal ein Überblick, welche Summen schon für die einzelnen Kandidaten in Werbung geflossen sind:
http://andrewsullivan.thedailybeast.com/2012/01/ad-war-update.html
Ein lustigerer der vielen Werbespots: Gingrich klagt Romney der ultimativen Häresie an - Französisch zu sprechen:
http://www.weeklystandard.com/blogs/does-newt-gingrich-speak-french_616721.html
Ganz hübsch:
Sorros hatte im New-Hampshire-Thread geschrieben:
ich glaube immer noch, daß keiner eine Mehrheit der Delegierten bekommt, und in einem späteren Wahlgang, wenn die Delegierten frei sind jemand gewählt wird, den wir im Augenblick noch nicht auf dem Zettel haben.
Ich denke, das wird sich in South Carolina entscheiden. Wenn sich da jemand als wirkliche Romney-Alternative herauskristallisiert, entweder gewinnt oder zumindest knapp hinter Romney und deutlich vor allen anderen Zweiter wird, dann könnte es noch einmal spannend werden. Geschieht das nicht und Romney gewinnt deutlich, dann wird er mit Sicherheit auch in Florida abräumen - das ist ja dann der erste Staat, in dem traditioneller Wahlkampf eine untergeordnete Rolle spielt und vor allem der Medienwahlkampf entscheidend sein wird - sowohl die Berichterstattung allgemein (die sich unter den Annahmen oben vor allem um den Dreifachsieger Romney drehen würde) als auch Fernsehwerbung (für die keiner auch nur annährend so viel Kohle zur Verfügung hat wie Mitt).
Und wenn Romney als erster Republikaner seit Einführung des modernen Primary-Systems alle vier ersten Vorwahlstaaten (und vermutlich dann auch Nevada - da lag er vor vier Jahren schon vorne) gewinnt, dann ist es vorbei. Hängt jetzt alles von South Carolina ab mMn.
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