Vielleicht legen sich die Wogen wieder, nachdem die Wahlkämpfe vorbei sind...
Was jedoch in den letzten 3 Wahlkämpfen aus der Mottenkiste geholt wurde, erinnert stark an Parolen aus Zeiten des kalten Krieges.
Sei es nun Roland Koch, der, immer wenn`s eng wird, glaubt, mit rassistischen Zaubersprüchen, den sein politisches Scheitern verschleiern zu können...
Das Problem liegt viel tiefer: 18 Jahre nach dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus' ist nun auch der real existierende Kapitalismus am Ende!
Das zeigt sich an der "Krise" der Banken, die jahrzehntelang Riesengewinne mit Spekulationen eingefahren haben - jetzt, wo diese Seifenblase platzt, soll nun der Steuerzahler für die Verluste einspringen... Absurd! Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert!
Die irrwitzigen Einkommenssteigerungen der Manager, die damit noch nicht genug haben und "ihr" Geld dann nach Liechtenstein, die Schweiz oder sonst wo verschieben, zeigen nur die Gesinnung dieser Ellenbogengesellschaft und Selbstbedienungsmentalität der Herrschenden.
Wird auf die Diskrepanz der Einkommen von Managern und der unteren Einkommensschichten hingewiesen, dass mmanch einer für 4,20 € schuftet, schallt einem z.B. von einem Erwin Huber sofort das Totschlag"argument": KLASSENKAMPF entgegen... Ja, vielleicht ist Klassenkampf angebracht, wenn jemand daran beteilligt ist, dass eine Landesbank 2000000000 € verzockt hat.
Oder ein Herr Böhmer, der sich nicht entblödet, die Auswüchse des Kapitalismus' - durch Verelendung, Hoffnungslosigkeit durch Arbeitslosigkeit, durch mangelnde Bildung in die Ausweglosigkeit der Kindstötung getriebenen Mütter, zu versuchen, dies (und alles andere Negative), dann der DDR in die Schuhe schieben zu wollen.
Obendrein, wo diese Mütter die DDR gar nicht mehr bewusst miterlebt haben, sondern die eben in einer immer mehr verrohenden Gesellschaft des Kapitalismus aufgewachsen sind, in der eben soziale Sicherheit und Solidarität Fremdwörter sind...
Solange die etablierten Parteien sich nicht inhaltlich mit den Themen auseinandersetzen und bestenfalls - verbal - je nach Wind ihr Fähnlein mal nach rechts und mal nach links schwenken wie die SPD, solange werden die Linken bei allen kommenden Wahlen einen Sieg nach dem anderen einfahren.
Den kalten Kriegern sei's gedankt!
Na ja, dem Kapitalismus hat man schon oft das Ende prophezeit - Du glaubst doch auch nicht wirklich daran, das zu Deinen Lebzeiten noch zu sehen? Was mich auch nicht weiter stört - schließlich ist die Marktwirtschaft das Wirtschaftssystem, das am ehesten Wohlstand für möglichst viele Menschen schaffen kann. Und die von Dir angesprochenen Niedriglöhne werden hoffentlich bald Geschichte sein; ein allgemeiner Mindestlohn dürfte ja nicht mehr allzulange auf sich warten lassen.
Für eine Rückkehr zur alten Lager-Rhetorik sehe ich auch eigentlich keine Anzeichen: Koch hat zwar in der Tat versucht, wieder gegen Ausländer zu polemisieren, ist dafür aber von der eigenen Partei (Merkel, Wulff) abgewatscht worden (das wär vor ein paar Jahren bestimmt noch nicht passiert) und danach auch vom Wähler. In Niedersachsen und Hamburg verlief der Wahlkampf dagegen doch wohl recht zivil; Ole von Beust hat sogar den Grünen schon im Wahlkampf schöne Augen gemacht. Auch das ein Novum.
Was die Bemerkungen zur Kindstötung / Abtreibung angeht, weiß ich nicht, wie stark man 18 Jahre nach dem Fall der Mauer da wirklich noch die DDR-Sozialisation verantwortlich machen kann; ich denke aber schon, dass es zu einer gewissen Verrohung führt, wenn Abtreibungen nicht nur als letzter Ausweg in einer sehr schwierigen Lage zulässig sind, sondern (wie in der Täterä) eine Maßnahme zur Geburtenplanung sind. So abwegig finde ich den Gedanken nicht...
Zitat von Wanli:
> Was die Bemerkungen zur Kindstötung / Abtreibung angeht, weiß ich nicht,
> wie stark man 18 Jahre nach dem Fall der Mauer da wirklich noch die
> DDR-Sozialisation verantwortlich machen kann; ich denke aber schon, dass es
> zu einer gewissen Verrohung führt, wenn Abtreibungen nicht nur als letzter
> Ausweg in einer sehr schwierigen Lage zulässig sind, sondern (wie in der
> Täterä) eine Maßnahme zur Geburtenplanung sind. So abwegig finde ich den
> Gedanken nicht..." Ende Zitat
Ich halte diese Formulierung für sehr unglücklich, denn:
Die Äussserungen eines Ministerpräsidenten eines Bundeslandes, der die legale Abtreibung mit illegaler Kindstötung gleichsetzt sind ein Schlag ins Gesicht aller Frauen, nicht nur in seinem Bundesland.
Was Böhmer gesagt hat ist eine Schande für unser ganzes Land.
Solange Angela Merkel zu solchen undurchdachten Ansichten schweigt wird sie unter weiblichen Wählern wohl kaum mehr Zustimmung finden.
>Die Äussserungen eines Ministerpräsidenten eines Bundeslandes, der die legale Abtreibung mit illegaler Kindstötung gleichsetzt sind ein Schlag ins Gesicht aller Frauen, nicht nur in seinem Bundesland.<
Das sagt er nicht. Er sagt das die Kultur in der DDR eine andere war und versucht damit Verhaltensweisen zu erklären. Das vor dem Hintergrund der Gesetzgebung in der ehemaligen DDR und seiner Erfahrungen als Gynäkologe damit.
Das ist einmal eine Analyse eines Politikers, die bestimmt nicht populistisch ist, eher unbequem. Die stört mich deswegen auch nicht im allergeringsten, was nicht heißt das ich sie richtig finde, aber ich mag weder etwas diskriminierendes noch ähnliches entdecken, für mich ein Erklärungsversuch, und vielleicht was wahres dran. By the way, ich bin kein CDU Freak, beileibe nicht.
Was mir dann eher auf den Senkel geht sind die reflexartigen Schreie nach Rücktritt, beispielsweise von Frau Roth von den Grünen. Welche wiederum eine Politikerin und ein Medienmensch ist den ich genau so nötig brauche wie eine offene Furunkel am Hintern.
Dann lieber Böhmer.