Das sehe ich auch so. Jan Delay umgibt sich gerne mit linker Radikalromantik, gepaart mit Selbstvermarktung, Eitelkeit und pseudo-distanzierter Profitmaximierung, was dann im Ergebnis Nihilismus ergibt.
Mit "Stadtguerilla" meint er wohl sich selbst, vgl. FAZ-Interview:
"Im Stück "Burn Engholm" verwendet Ihr den Sprach-Sample "Dies ist ein Angriff gegen den Staat, gegen die Demokratie in Formen der Stadtguerilla". Seid Ihr eine Art musikalische Guerilla?"
"Kann man schon so sagen. Wenn man sich die großen Plattenfirmen ansieht, mit ihren marmorgetäfelten Büros und ihren Studios, wo sie mit einem Klick hundert Hits in der Sekunde produzieren, und wir sitzen in einem Viertel hier in Hamburg mit unserem schimmeligen Equipment und machen unsere Sachen - das ist dann schon Guerilla."
"Wofür kämpft diese Guerilla?"
"Nacktheit. Sie kämpft für Nacktheit. Und für den Bass."
der ist ja noch geistloser als ich befürchtet habe!
da fällt mir doch glatt fischmob ein: oh herr, füll den hohlraum hinter meiner stirn, und fick mein gehirn!
Im Zusammenhang mit der Schubladenaffäre leistete der SPD-Vorsitzende Björn Engholm vor einem Untersuchungsausschuss einen Meineid.
wer behauptet denn sowas?
da wüsste ich gern die quelle!
aber der vergleich ist trotzdem gut: wenn alle konservativen politiker wegen solcher nichtigkeiten zurücktreten würden wie vor 20 jahren björn engholm, hätten wir heute ein entleertes kabinett auf bundesebene.
Naja, ne Nichtigkeit ist so ein Meineid vor einem Untersuchungsausschuss auch nicht gerade - der nimmt es an Skandalträchtigkeit locker mit Guttis Eskapaden auf. Engholm hat ihn selbst zugegeben:
1993 kam es zu einer Fortsetzung des Skandals, als bekannt wurde, dass führende SPD-Mitglieder von einigen Aktivitäten Pfeiffers wussten und ihm nach der Affäre 40.000 Mark gaben. Der neue Ministerpräsident Engholm gab zu, vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss einen Meineid geleistet zu haben und trat von allen Ämtern zurück.
http://laenderspiegel.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,5560744,00.html
oberpeinlich und von halbwahrheiten durchtränkt, was sich da ein öffentlich-rechtlicher redakteur zusammenbrabbelt. es ist nicht weniger als der versuch, das opfer zum eigentlichen täter zu stilisieren.
um klarheit zu schaffen: es ging darum, dass einige sozialdemokraten - incl. engholm - einige wenige tage früher als sie angegeben hatten von den machenschaften des uwe barschels erfahren hatten.
Hm, ob es da wirklich nur um wenige Tage ging? Wiki spricht von einer "lange[n Zeit]".
http://de.wikipedia.org/wiki/Schubladenaff%C3%A4re
Aber ich erinnere mich auch nebulös daran, mich damals sehr gewundert zu haben, warum um diese Frage ein solches Aufhebens gemacht wurde. Doch die Falschaussage von Engholm mag zwar letztendlich einem Detail gegolten haben, aber er hat sie halt beeidet - und dat is numal verboten, selbst wenn der Meineid nur die Antwort auf die Frage betrifft, ob man schon mal Popel gegessen habe.
Hier nochmal der zentrale Satz aus Müllers scharfem Angriff auf diejenigen Konservativen, die Anstand und Moral für sich gepachtet zu haben glauben.
Bei ihren Gesinnungsgenossen sind sie großzügig. – Auch im kleinen.
Inzwischen hat guttenplag ein "Best of" der herausragendsten Funde veröffentlicht.
Guttenberg gibt an sieben Jahre daran gearbeitet zu haben. Sieben Jahre, um wortwörtlich abzuschreiben aus "Foreign Policy"???
Es tut mir leid. Aber bevor dieser Mann ein Amt bekleiden kann, sollte er medizinisch untersucht werden. Hier geht es nicht mehr nur um seine Doktorarbeit, sondern ob er überhaupt fähig ist eigenverantwortlich zu handeln.
Sollte dieser Mann von unseren Landsleuten eines Tages zum Kanzler gemacht werden - dann sitzen wir besser auf gepackten Koffern. Das ist doch krank!
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Herausragende_Fundstellen
- Einleitung [wikia.com]- Schon hier wurden keine eigenen Worte gefunden
- Durchgehendes 8-Seiten-Plagiat aus einer Quelle, samt übernommener Gliederung: S. 102-110 [wikia.com]
- Doppelplagiat [wikia.com] - Kreativ in der Nutzung der wortwörtlich gleichen Passagen aus der gleichen Quelle auf den Seiten 196 [wikia.com] und 264 [wikia.com]
- Quellen-Quellen-Kopie mit [wikia.com] Verschleierung - Diese Ausprägungsform ist schwer ohne Vorsatz zu erklären (Seiten 308-309 [wikia.com], ebenso Seite 310ff [wikia.com]).
- Webauftritt der US-Botschaft [wikia.com]
- Übersetzungsplagiat [wikia.com] - mehr als sechs Seiten lang Satz für Satz einen Artikel aus "Foreign Policy" übersetzt, ohne die Herkunft offenzulegen (362-363 [wikia.com], 363-364 [wikia.com] und weitere [wikia.com]).
- Proseminararbeit eines FU-Studenten [wikia.com] - Auch die Bitte, das Urheberrecht zu beachten, hat nicht geholfen.
- Entfernung der Initialen des Originalautors [wikia.com] - Sowas passiert selten unabsichtlich.
- Übernommene Rechtschreibfehler [wikia.com] ("Californien", "Direkten Demokratie") lassen auf Copy & Paste schließen.
- "Korrektur" des Originals durch ein politisches Statement - "unter bemerkenswerter Mithilfe des deutschen Bundeskanzlers" [wikia.com]
- Der Amtsvorgänger Rupert Scholz bleibt als Urheber eines Gedankens [wikia.com] ungenannt.
- Eine Passage starker, persönlicher Wertung wird 1:1 aus der NZZ übernommen: "Ethisch-religiöse Positionen sind in den existenziellen Debatten der Gegenwart gefragter denn je." [wikia.com]
In der SPIEGEL 8/2011 S.26
Der wohl bekannteste Plagiatsjäger derRepublik, der Rechtsprofessor Volker Rieble aus München, hat sein Urteil längst gefällt.
„Schon in der Einleitungzu plagiieren ist einfach unverfroren“,sagt Rieble, „ich habe keine Erklärung dafür, wie man so wahnsinnig sein kann.“
Hier nochmal der zentrale Satz aus Müllers scharfem Angriff auf diejenigen Konservativen, die Anstand und Moral für sich gepachtet zu haben glauben.
Bei ihren Gesinnungsgenossen sind sie großzügig. – Auch im kleinen.
Carokann, glaubst Du wirklich, das sei in anderen politischen Lagern anders? In der Linkspartei zum Beispiel hält man große Stücke auf Basisdemokratie und Solidarität, trotzdem leistet man sich einen Vorsitzenden, der einen sehr gehobenen Lebensstil pflegt, sich Reisen zu Aufsichtsratstreffen vom gemeinen Steuerzahler bezahlen lässt und innerparteiliche Abstimmungen manipuliert haben soll. Seine Parteifreundin Ulla Jelpke verbringt die Hälfte ihres Daseins damit, die brutalen Unterdrückungsmechanismen des Kapitalismus zu geißeln, in der anderen Hälfte verfasst sie freundliche Grußworte für Treffen von MfS-Altkadern oder nennt Kritik an Menschenrechtsverletzungen auf Kuba "kleinkariert". Also bitte...
Die Details über Guttis Tricksereien werden in der Tat immer amüsanter. Bei nem Erstsemester hat er abgeschrieben, großes Kino.
EDIT: Das Mogeln in der Einleitung ist wirklich unglaublich. Wenn Gutti sein eigenes Forschungsvorhaben überblickt hat, dann hätte er die Einleitung (die dieses Vorhaben ja im Wesentlichen vorstellt) doch wohl auch selbst verfassen können. Oder hat er es nicht so mit angemessenen Formulierungen? Oder gab es doch nen Ghostwriter, der es sich einfach machen wollte? Also, wenn Bayreuth ihm den Titel nicht aberkennt, dann müsste im deutschen Hochschulwesen eigentlich ne Revolte ohnegleichen losbrechen...
Nö, glaub ich nicht. Müller ist ja ein grosser Kritiker der Schröder-Ära der SPD. Aber die Konservativen sind eben keinen Deut besser, obwohl sie sich gerne die Moral mit grossen Löffeln einflössen.
"In den Staub - mit solchen Feinden der Demokratie."
frei nach Kleist , Prinz von Homburg
http://de.wikipedia.org/wiki/Prinz_Friedrich_von_Homburg_oder_die_Schlacht_bei_F ehrbellin
Edit: Es hätte schon was, wenn Guttenberg in Zukunft mit Doktorhüten beworfen würde.
Der SPIEGEL 8/2011 kritisiert die Arbeit des Ministers Guttenberg:
S28. f
Für die eigentliche Arbeit eines Verteidigungsministers zeigt er indes nur wenig Interesse. Vorlagen gehen aus dem Ministerbüro wieder zurück an die Arbeitsebene, ohne dass Guttenberg darüber entschieden hätte, klagen Mitarbeiter.Ende Oktober trägt die von ihm eingesetzte Struktur-Kommission zum Umbau der Bundeswehr ihre Ergebnisse vor.Guttenberg kündigt an, im Januar mitder Umsetzung zu beginnen. Bis heute lässt der Umbau auf sich warten – auch weil Guttenberg hier klare Vorgaben und Entscheidungen meidet.Guttenberg hat
mit der Aussetzung der Wehrpflicht den größten Erfolg der schwarz-gelben Bun-desregierung vorzuweisen. Doch auf den demonstrativ zur Schau getragenen Reformwillen lässt der Minister keine Tatenfolgen. Es ist so, als habe Guttenberg das Ministerium und die Bundeswehr wie einen Motor zerlegt. Nun sitzt er vor denEinzelteilen und weiß nicht, wie er daraus wieder einen Motor bauen soll.Der Beweis, dass er ein guter Verteidigungsminister ist, steht noch aus. Deutschland könnte auch mit einem mäßigen Verteidigungsminister leben. Doch mit einem Minister, der seine Doktorarbeit gefälscht hat? Adelig wird man geboren oder eben nicht, einen Doktortitel muss man sich verdienen.Was sagt das über einen Charakter, diese Bereitschaft zum Plagiat?...
Bei Guttenberg hat man immer gesagt, seine Sicherheit komme aus dem Schloss, der glanzvolle Auftritt, die starke Rede, das feste Selbstbewusstsein. Es ist aber auch möglich, dass Unsicherheit aus diesem Schloss kommt. Dass einem die fast tausendjährige Geschichte der Familie eine schwere Last aufbürdet, dazu der Urgroßonkel, der gegen die Nazis im Widerstand war, der Vater, der ein bekannter Dirigent ist, das immense Familienvermögen, das schon vor Karl-Theodor zu Guttenberg da war. Dass man das Gefühl hat, diesen Leistungen nacheifern zu müssen, und wenn man das Gefühl hat, dass einen dies überfordern könnte, man es sich mit Schummelei ein bisschen leichter macht.
Wie lange wird die Uni Bayreuth noch so für sich werben?
Hier die Seite, wie sie derzeit aussieht.
http://www.uni-bayreuth.de/alumni/index.html
Original-Screenshot
In den nächsten Wochen und Monaten finden u.a. folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden (voraussichtlich) Märkte aufgesetzt:
(Hinweis: Links verweisen stets auf Wahlfieber.de - identischer Login)
1. Halbjahr
2. Halbjahr
So trägst du mit deinem Wissen zur Prognose bei » Mehr im Infocenter
Fehlermeldungen und Feedback bitte per E-Mail an: help@wahlfieber.com