Zukunft der Kernkraft?

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  • Was jetzt zu tun ist - Ideen vs. Umsetzung

    ronnieos, 03.04.2011 17:09, Antwort auf #100

    Was geht, wie geht es, was geht kaum ?

    1.  ... [liegt ausserhalb der Kompetenz deutscher oder EU Verantwortung; also wenig relevant]

    2. Verschärfung Erdbebensicherheit

     ... und man muss neu definieren, worauf man sich bezieht. [Auslegung basiert auf Erdbebenstatistik, meist 50 Jahre direkt VOR ORT – die Gefahr sollte aber in grösseren Zonen definiert werden, dann muss man garnich 2 Einheiten in der Richtesakala hoch]

    3.  Notstromversorgung

     “diversifiziert“  ..   x-mal dasselbe System hilft nicht (das muss man auch Vattenfall sagen !)

    4. Lagerbecken für alte Brennstäbe ausräumen

    Eine gefährliche Schwachstelle --- So sieht das Herr Trittin HEUTE auch .

    5. Alle derzeitig aktiven Wiederaufarbeitungsanlagen (WAA) sind infrage zu stellen

    Infrage stellen – warum ?  Sicherheitsstandards drastisch erhöhen – Ja.

    6. Keine Alleinherrschaft der Betreiber in der Krise

    Nukleare Sicherheit ist eine globale Angelegenheit. Alle Notfallmaßnahmen gehören unter Supervision nationaler Instanzen – und auch diese müssen sich von Experten unter Schirmherrschaft der Atomenergie-Organisation IAEO helfen lassen.

    Was heisst „Supervision“ - das ist unprázise . Wenn man etwas nicht genau definieren will – nimm Anglizismen.  Ist das eine  BERATUNG, Aufsicht, STEUERUNG (mit Weisungsbefugnis)  -  alles hat sine Vor- und  Nachteile und ist gefährlich,  IAEO ist eine Aufsicht ohne Weisungsbefugnis, also ist es ein Expertengremium unter dem Schirm der IAEA auch.

    7. Gefahren glaubwürdig erklären

    Nur transparente Kommunikation von Risiken  weckt Vertrauen. Eine glaubwürdige, supranationale Instanz sollte Unklarheiten und Widersprüche klären und die Kommunikation unterstützen.

    Soweit gut.

    Nur, was ist denn eine Gefahr und

    (1) wie quantifiziere ich sie.  Die grösste Quelle von " Unklarheiten und Widersprüchen" ist heute nicht vorhandene Erfahrung. Schlussfolgerungen aus einer dünnen Datenbasis und nicht verifizierten (bzw ausreichend verifierbaren) Modellen werden immer umstritten sein. Daraus er gibt sich auch

    (2)  wie bewerte ich sie.  Was kann mantolerieren/erlauben oder was muss man erlauben/   

    [das ist hautsächlich eine gesellschaftliches Problem, und das dürfen und werden verschiedene Gesellschaften, zB Länder mit verschiedener Geschichte, zukünftigen Entwicklungszielen, "Risikobereitschaft", unterschiedlich, ja sogar situationsabhängig bewerten]

    ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

    Die Idee, eine allumfassende Diskussion anzustossen ist fein. Was Schlussfolgerungen und Umsetzung angeht bin ich skeptisch.

    Als es 2008 zum (mittel)grossen weltweiten finanziellen Desaster kam, waren die Stimmen laut:  "So etwas darf sich nicht wiederholen - wir müssen etwas tun ...." 

    Realität 2011: Es ist nix passiert - und kaum jemand redet noch darüber. 

  • RE: Was jetzt zu tun ist

    retlow, 03.04.2011 17:49, Antwort auf #101

    Gefahren glaubwürdig erklären

    Nur transparente Kommunikation von Risiken  weckt Vertrauen. Eine glaubwürdige, supranationale Instanz sollte Unklarheiten und Widersprüche klären und die Kommunikation unterstützen.

    Soweit gut.

    Nur, was ist denn eine Gefahr und

    (1) wie quantifiziere ich sie.  Die grösste Quelle von " Unklarheiten und Widersprüchen" ist heute nicht vorhandene Erfahrung. Schlussfolgerungen aus einer dünnen Datenbasis und nicht verifizierten (bzw ausreichend verifierbaren) Modellen werden immer umstritten sein. Daraus er gibt sich auch

    (2)  wie bewerte ich sie.  Was kann mantolerieren/erlauben oder was muss man erlauben/

    @ronnieos: Tja, Fragen über Fragen.

    Ist es nicht auch so, dass die Evolution diejenigen bevorteilt hat, die auf " Unklarheiten und Widersprüchen" sowie "dünne Datenbasis" mit Vorsicht, gar Angst- und Fluchtreflexen reagieren? Wenn der Mensch nicht imstande wäre, mit unbekannten Gefahren auf diese Weise umzugehen, gäbe es ihn nicht mehr. Im Fall der Atomkraftnutzung sind die Gefahren recht gut bekannt, allerdings liegen (gottseidank) noch nicht genug Erfahrungen vor, um jeden (auch @ronnieos) zweifelsfrei und faktenbasiert zu überzeugen.

    Was ich zugeben muß, ist dass die Evolution auch kleine Gruppen von menschlichen Subjekten hervorbringt und bevorteilt, die von dieser Überlebensstrategie abweichen. Die Erfahrung zeigt, dass diese "Wagemutigen" (die nicht selten geniales, aber auch abweichendes, asoziales bis kriminelles Verhalten an den Taqg legen) von den anderen zurückgepfiffen werden müssen, wenn diese genug Mumm aufbringen.

  • mein leiber retlow - geht es auch weniger perönlich und polemisch werden

    ronnieos, 03.04.2011 18:19, Antwort auf #102

    Wenn du lesen würdest (kombiniert mit Verstehen), hättest du vielleicht irgendwann mal gemerkt: Ich bin NICHT pro Kernenergie - seit x-Dekaden schon nicht.

    So zynisch, zu sagen, Gott sei Dank liegt nicht geügend Datenmaterial  aus Reaktorunfällen or, so zyniosch bin nicht mal ich.

    Zum Thema Risiko, Risikowertung, gesellschaftliche Akzeptanz

    Vielleicht ein anderes Problem:
    Wo auch immer du wohnst oder bist , besteht das Risiko, dass ein Flugzeug abstrüzt. Flugzeuge bedrohen alle. Nicht nur die, die damit fliegen. Troztdem ist es gesellschafticher Konsens, dass Menschen und Gúter mit Flugzeugen befördert werden. Nochabgeroschener wáre das ThemaidKat Kraftahrzeuge - das sind doch gesellschaftlich tolerierte Vernichtungswaffen - darüber reden wir aber nicht jeden Tag].

    Das Risiko, dass man zuhause von einem Flugzeug erschlagen wird, kann man verringern, indem man Sicherheitsanforderungen erhöht (dass daran in erster Linie die Crew, die Passagiere und, ja auch die, die Fluggesellschaft interessiert sind, lassen wir beiseite] .

    Auf keinem Gebiet sind Sicherheitsanforderungen weltweit gleich. Manchmal gibt es "minimale" Anforderungen.

     An diejenigen die es NICHT gemerkt haben ... (es könnte welche geben) , bei dem Thema Gefahren glaubwürdig erklären ging es gar nicht um die Risiken des Betriebes, sondern um die Gefahren nach einem Störfall....  

    Zum Fall Fukushima:  Wo zieht man die Grenzen einer Sicherheitszone?

    - Bleibt es bei einer einmaligen Freisetzung ? Wieviel kommt noch nach ? Wie steht der Wind ? 100 km in Windrichtung ist nahe.   

    Wenn nun eine Wolken Richtung Tokio ziehen sind 35 Millionen gefährdet.  Aber nicht alle. Und nicht alle gleichermassen. 

    Wie reagiert man darauf;  Wenn sich durch die erhöhte Dosis eine Letalität von 10**(-5) ergibt, wird keine Regierung zur Flucht aufrufen (da sterben ja dann schon mehr durch Autounälle) ;  wenn sich durch die erhöhte Dosis eine Letalität von 10**(-2) ergibt; muss eine Regierung handeln.

    Zum individullen Fiuchtreflex: Schön. Passt in der Steinzeit und für Menschen ohne Wurzeln. Heute renne ich auch vor meiner sozialen Absicherung und Zukunft davon. Ein ZDF Reporter kann locker mal von Tokio nach Osaka übersiedeln. 10 Mio, die dort arbeiten, haben ein existenzielles Problem für sich UND fúr die, für die sie Verantwortung tragen.      

  • RE: Was jetzt zu tun ist

    Wanli, 03.04.2011 18:24, Antwort auf #102
    Ist es nicht auch so, dass die Evolution diejenigen bevorteilt hat, die auf " Unklarheiten und Widersprüchen" sowie "dünne Datenbasis" mit Vorsicht, gar Angst- und Fluchtreflexen reagieren?

    Das Problem ist, das wir uns vor der Entscheidung zu unserer zukünftigen Energieversorgung nicht werden drücken können, davor lässt sich nicht weglaufen. Und es gibt ja zig Untersuchungen, die belegen, dass wir Menschen große Schwierigkeiten haben, Risiken realistisch einzuschätzen: Beispiele auch hier im Thread (eine Gegenüberstellung der Opferzahlen von Kohle- und Atomkraft beispielsweise).

  • Risiken realistisch einzuschätzen

    ronnieos, 03.04.2011 18:36, Antwort auf #104

    Und es gibt ja zig Untersuchungen, die belegen, dass wir Menschen große Schwierigkeiten haben, Risiken realistisch einzuschätzen: Beispiele auch hier im Thread (eine Gegenüberstellung der Opferzahlen von Kohle- und Atomkraft beispielsweise).

    Risiken realistisch einzuschätzen.

    Was ist gefährlicher Fliegen oder mit dem Auto zum Flughafen fahren (Schönes Beispiel für angerwandte Statistik - es hängt natürlich auch davon ab, welche Fluglinie man auswählt -und  von der Entfernung zum Flughafen ...  ):  

    Ersteres ist sicherer !

  • RE: Was jetzt zu tun ist

    retlow, 03.04.2011 19:04, Antwort auf #104

    Das Problem ist, das wir uns vor der Entscheidung zu unserer zukünftigen Energieversorgung nicht werden drücken können, davor lässt sich nicht weglaufen. Und es gibt ja zig Untersuchungen, die belegen, dass wir Menschen große Schwierigkeiten haben, Risiken realistisch einzuschätzen: Beispiele auch hier im Thread (eine Gegenüberstellung der Opferzahlen von Kohle- und Atomkraft beispielsweise).

    Ein weiteres für mich zentrales Problem sind die Konsensbildung und die dafür erforderlichen Aushandlungsprozesse im Zusammenhang mit der Energieversorgung. Ohne "Laien"-beteilung (bzw. der "Wubürger", ein unverschämter Ausdruck, den die Medien geschaffen haben) geht das nicht. Und ein "Arzt" wie Geißler ist auch nicht ewig zur Stelle. Vermutlich damit sehr eng verknüpft ist die Frage der Verfügungsrechte im Energiesektor. Soviel Kommunalisierung und Dezentralisierung wie technisch irgend möglich, ist meine Forderung. Sonst wird über kurz oder lang jeder Windpark und jede Stromleitung vor Ort in Frage gestellt.

  • RE: Was jetzt zu tun ist

    retlow, 04.04.2011 19:34, Antwort auf #106

    ...und dann gibt das Problem:

    http://www.faz.net/s/Rub469C43057F8C437CACC2DE9ED41B7950/Doc~EBE4F7491BCB148318D 317F9ADB681B64~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    FAZ: Deutschland muss Atomstrom importieren

    Nach dem Abschalten der sieben ältesten Atomkraftwerke ist Deutschland verstärkt auf Strom aus Frankreich angewiesen. Seit Mitte März haben sich die Stromflüsse aus dem Nachbarland sowie aus Tschechien verdoppelt. Die Exporte haben sich halbiert.

    .....aber:

    Die Bundesregierung prüft nach Angaben ihres Sprechers Steffen Seibert derzeit die Auswirkungen des Moratoriums auf den deutschen Strommarkt. Eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums erklärte, schon vor dem Moratorium sei Strom aus Frankreich importiert worden. Sie widersprach aber der Darstellung, Deutschland sei insgesamt ein Netto-Stromimporteur geworden: „Wir bleiben Netto-Stromexporteur.“

  • Früher war alles besser

    Wanli, 04.04.2011 22:41, Antwort auf #107

    Für viele Atomkraftgegner ist klar: Die Technologie wird nie beherrschbar sein, nicht nur alle gegenwärtigen, sondern auch alle zukünftigen Reaktoren sind daher abzulehnen, da Menschen eben fehlerhaft sind. Dieser ganz platten Weisheit ist wohl kaum zu widersprechen, es lohnt allerdings auch ein Blick auf die Geschichte der zivilen Nutzung der Atomkraft, die Menschen sehr wohl als lernfähig ausweist: Ein Unfall in Tschernobyl scheint einerseits unwahrscheinlicher als Mitte der Achziger, weil de meisten Meiler dieses Reaktortyps inzwischen vom Netz genommen wurden, sondern auch deshalb, weil die Techniker in Tschernobyl die Katastrophe zunächst ja bewusst einleiteten, um ihre Sicherheitssysteme zu testen. Ein solches Vorgehen scheint heute kaum noch denkbar.

    Wer einen wirklich gruseligen Blick auf die Frühzeit der Kernenergie werfen möchte, sollte sich die Geschichte der Atomanlagen in Sellafield zu Gemüte führen. Dort ereignete sich 1957 ein sehr schwerer Unfall, ein luftgekühlter (!) Graphitreaktor ohne jedes Containment begann zu brennen und wurde nur durch ziemlichen Dusel bald gelöscht:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Windscale_fire

    Und auch von diesem schweren Unfall abgesehen ist Sellafields Hinterlassenschaft gruselig: Die Anlagen werden abgebaut, was bis zum Jahr 2037 dauern soll und jedes Jahr 1,5 Milliarden Pfund kosten dürfte. Eine unbekannte Menge von Atommüll in offenen und zunehmend brüchigen Pools, 200 Kilo Plutonium mit anderem Müll direkt eingeleitet in die Irische See: Heute scheint unvorstellbar (zumindest für Europäer), wie sorglos man damals mit radioaktivem Material umging. Empfehlenswerte Lektüre:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Sellafield

    Sind Menschen wirklich nicht lernfähig?

  • RE: Luxus Kernkraft

    retlow, 04.04.2011 23:23, Antwort auf #108
  • SIEMENS: Alle Prognosen über die Zukunft der Kernenergie unrealistisch gewesen

    carokann, 05.04.2011 13:43, Antwort auf #109

    Es kommen harte Zeiten für die Freunde der Kernenergie.

    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/siemens-kernkraft-in-der-falle-1.1081153

    Unrealistische Prognosen

    Danach ist bei Siemens offenbar alles möglich - selbst ein Komplettausstieg. "Schon vor Japan [sueddeutsche.de] war nicht klar, ob die Prognosen aufgehen werden und alle zwei Wochen irgendwo auf der Welt ein Atomkraftwerk gebaut wird", heißt es im Konzern. "Nach Japan kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es nicht so kommen wird. Sämtliche Prognosen zur Zukunft der Atomkraft waren unrealistisch."

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