Zukunft der Kernkraft?

Beiträge 331 - 340 von 355
  • RE: Risikoabwägung

    Eckhart, 14.10.2019 17:55, Antwort auf #329
    05.06.2019, 11:43 Uhr

    AKW-Betreiber gegen längere Laufzeiten
    „Die Nutzung der Kernenergie hat sich erledigt“

    Die Forderung aus Union und Wirtschaft nach längeren Laufzeiten für deutsche Atomkraftwerke stoßen bei Eon, RWE und EnBW auf einmütige Ablehnung.

    <address>JAKOB SCHLANDT</address>

    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/akw-betreiber-gegen-laengere-laufzeiten-d ie-nutzung-der-kernenergie-hat-sich-erledigt/24422262.html

    </a>Ich finde es immer wieder interessant, wenn so völlig abgehoben über die Köpfe der betroffenen Unternehmen hinweg diskutiert wird.
    Die haben ihre Brennstabbestückung auf Restlaufzeiten abgestimmt, bei längeren Laufzeiten fällige Updates auf "Stand der Technik" nicht mehr gemacht, und anderes mehr.

    Wenn überhaupt könnte man über AKWs der nächsten Generation diskutieren. Da geht es um die GEneration die Flamanville und Hinkley point folgen soll? Die kosten bisher nur Milliarden über Milliarden, bringen keinen Ertrag, aber die Gesellschafter an den Rand des Ruins, trotz garantierten Stromabnahmepreisen zum mehrfachen Preis von WInd- oder Solarkraftwerken.
    wenn die nächste Generation AKWs zur lösung der Klimakrise beitragen können sollte, müsste es jetzt aber laufende Pilotanlagen geben, die im Laufe der nächsten 10 Jahre nennswerte Anteile beitragen könnten. Sonst ist es halt zu spät und kostet nur jede Menge Geld.
    Aber wenn die nächste Generation schon nicht läuft, warum sollten die Heilsversprechen der übernächsten dann funktionieren und jetzt die Lösung sein?

  • RE: Risikoabwägung

    Eckhart, 14.10.2019 18:04, Antwort auf #330
    b) Energie einsparen, Stromverbrauch runter, Heizverbrauch runter, Benzinverbrauch runter

    Au ja, klingt einfach, so sei es. Wie kommst du persönlich denn durch den Winter?

    Anhängende Grafik zum heizen im WInter.
    Es geht nicht darum, das alle Menschen im Winter frieren müssen oder sollen.
    Aber man kann Neubauten besser bauen und Altbauten sanieren. Es stehen jede Menge Häuser rum, da kann man den Heizenergiebedarf zehnteln und noch mehr. Durch Austausch von Fenstern, Türen, Dach- und Fassadendämmung.
    Ist ein Investitionsprogramm für Handwerker und wir brauchen dann weniger Öl von den Scheichs, ohne Komfortverlust.
    Wenn man jährlich 3 % der Häuser saniert, dann ist man in 30 Jahren mit allen durch, bis auf die, die jetzt einen ganz ordentlichen Standard erfüllen.

  • RE: Risikoabwägung

    M, 14.10.2019 23:34, Antwort auf #332

    Hab das selbst gemacht.  Das tolle daran: vor der Sanierung haben wir viel geheizt und wir haben trotzdem gefroren, jetzt heizen wir kaum und uns ist angenehm warm, und im Sommer nicht mehr so heiß!

  • RE: Risikoabwägung

    Eckhart, 15.10.2019 11:29, Antwort auf #333

    Hab das selbst gemacht.  Das tolle daran: vor der Sanierung haben wir viel geheizt und wir haben trotzdem gefroren, jetzt heizen wir kaum und uns ist angenehm warm, und im Sommer nicht mehr so heiß!

    Noch eines: Der Hausstrombedarf hängt bei vielen zu einem hohen Prozentteil auch am heizen über die Umwälzpumpen.
    Es gibt neue Niedrigenergiehäuser, die werden mit Strom beheizt (spart komplett die Heizungsverrohrung und Pumpensysteme) und brauchen trotzdem weniger Strom, als Warmwassergeheizt der Strombedarf für die Pumpen im schlecht isolierten Haus.

    Wie gesagt: Es geht um moderne Lösungen und Investitionen und nicht darum a la Nuhr den Kindern die Heizung abzudrehen, die nichts dafür können, welcher Raubbau in den letzten 50 Jahren getrieben wurde.

    edit zusatz: Sollte jetzt kein Plädoyer pro Elektroheizung sein, sondern es ist halt eine Option bei bestgedämmten Gebäuden, und dann vor allem bei Neubauten.

  • Zukunftsmusik

    Wanli, 15.10.2019 15:02, Antwort auf #334

    Eckhart, vielen Dank für die informativen Posts!

    Ich finde es immer wieder interessant, wenn so völlig abgehoben über die Köpfe der betroffenen Unternehmen hinweg diskutiert wird.
    Die haben ihre Brennstabbestückung auf Restlaufzeiten abgestimmt, bei längeren Laufzeiten fällige Updates auf "Stand der Technik" nicht mehr gemacht, und anderes mehr.

    Wenn überhaupt könnte man über AKWs der nächsten Generation diskutieren. Da geht es um die GEneration die Flamanville und Hinkley point folgen soll? Die kosten bisher nur Milliarden über Milliarden, bringen keinen Ertrag, aber die Gesellschafter an den Rand des Ruins, trotz garantierten Stromabnahmepreisen zum mehrfachen Preis von WInd- oder Solarkraftwerken.
    wenn die nächste Generation AKWs zur lösung der Klimakrise beitragen können sollte, müsste es jetzt aber laufende Pilotanlagen geben, die im Laufe der nächsten 10 Jahre nennswerte Anteile beitragen könnten. Sonst ist es halt zu spät und kostet nur jede Menge Geld.
    Aber wenn die nächste Generation schon nicht läuft, warum sollten die Heilsversprechen der übernächsten dann funktionieren und jetzt die Lösung sein?

    Ich habe auch meine Zweifel, ob die Generation-IV-Reaktoren wirklich einen nennenswerten Beitrag zur Zukunft der Energieversorgung leisten werden, aus den genannten Gründen: Wir brauchen jetzt eine Alternative zu den fossilen Energieträgern und die Dinger sind am Schluss wohl so teuer, dass es schlicht rentablere Wege der Energieerzeugung gibt.

    Meiner (noch zu wenig informierten) Meinung nach gibt es drei Felder, auf denen Kernkraft weiterhin interessant sein kann:

    a) Hinreichend sichere, bereits jetzt laufende Reaktoren, deren Laufzeit man gegebenfalls noch verlängern kann. Natürlich: Es stehen auf der Welt auch Atommeiler rum, die entweder vorsintflutliche Sicherheitssysteme aufweisen oder in ungeeignten (etwa erdbeben- oder flutgefährdeten) Gebieten stehen. Bei anderen (und dazu gehören wohl auch zumindest die meisten der jetzt vom Netz genommenen deutschen) Reaktoren ist das nicht der Fall und hier sollte man über einen Weiterbetrieb nachdenken. Dass es in Deutschland dafür wohl zu spät ist, ist schade, aber wohl nicht zu ändern.

    b) Reaktoren, die mit Atommüll betrieben werden können. Die sehr langfristige Lagerung des Atommülls ist ein nach wie vor ungelöstes Problem und man sollte intensiv erforschen, ob man es nicht - wie von Wissenschaftlern behauptet - lösen kann, indem man den Müll zum Brennstoff macht und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Entsprechende Kraftwerke würden dann vermutlich nicht in Deutschland errichtet, da hier der (zum Teil irrationale) Widerstand der Bevölkerung wohl zu groß wäre, aber es gibt ja noch genügend andere Länder auf der Welt.

    c) Ein funktionierender Fusionsreaktor. Sicher, dessen Serienreife liegt immer zwanzig Jahre in der Zukunft, und das schon seit einem halben Jahrhundert, vielleicht kriegt man die Probleme nie in den Griff. Aber wenn es klappt, dann wäre das für eine nach wie vor energiehungrige Menschheit natürlich der Jackpot. Auch richtig ist natürlich, dass man mit dem Umbau der Energiewirtschaft kaum zwanzig Jahre warten kann in der Annahme, dass dann die Wundermaschine bereit steht.

  • Das Problem mit der Grundlast

    Laie, 19.01.2024 20:29, Antwort auf #335

    Warum das die Grünen einfach nicht verstehen wollen, ist mir ein Rätsel.

    "Eine extrem energieintensive Volkswirtschaft in dieser Größenordnung braucht einfach eine gewisse Grundlast vor Ort, die Erneuerbare Energien nicht liefern können."

    https://finanzmarktwelt.de/stromverbrauch-heute-frueh-8-uhr-54-durch-kohle-und-g as-nur-11-aus-wind-298187

  • Hinkley Point C wird zum britischen BER

    drui (MdPB), 25.01.2024 09:15, Antwort auf #335

    Großbritannien setzt in seiner Kimastrategie maßgeblich auf neue Atomkraftwerke. Das erste wurde bereits zum Milliardengrab und die Eröffnung wird um weitere Jahre verschoben. Ursprünglich sollten die beiden Reaktoren vom Projekt Hinkley Point C in Somerset mal 18 Milliarden £ kosten und ab 2017 Strom liefern. Diverse Verzögerungen haben den Preis dann bis 2022 auf 26 Mia £ geschraubt. Nun heißt es, die Eröffnung könnte bis 2031 dauern und der Spaß 31 Mia £ kosten.

    In an update yesterday, the company said the project had chalked off a "series of big milestones" in recent months, but a combination of technical challenges and skills shortages meant the plan to start generating power from June 2027 had slipped once again, while costs have increased from £25-£26bn in 2015 prices to £31bn-£34bn. (...)

    "Like other major infrastructure projects, we have found civil construction slower than we hoped and faced inflation, labour and material shortages, on top of Covid and Brexit disruption," said Stuart Crooks, the project's managing director, in a message to staff. (...)

    Famously, EDF's then chief executive Vincent de Rivaz unveiled the plans in 2007 with a prediction British households would be cooking their turkeys using clean power from Hinkley Point by Christmas 2017.

    But the project has faced repeated delays, while costs have spiralled from an initial estimate of £18bn when the plans were approved to the new expected price tag of up to £34bn at 2015 prices, which could translate into £46bn at current prices.

    https://www.businessgreen.com/news/4166832/hinkley-point-delay-sparks-fears-uk-e missions-targets

    Damit wird das UK seine Klimaziele wohl verfehlen. Dieses Projekt wäre alleine für 4% der erforderlichen Einsparungen an CO2 Großbritanniens zuständig.

    Großbritannien gilt als extrem akkurat was Bauplanungen bei Großprojekten angeht. Die Olympiabauten in London z.B. wurden rechtzeitig fertiggestellt und blieben exakt im Budget. Brexit, Lieferketten und die Illusion billiger Atomkraft waren hier aber wohl drei Mühlsteine zu viel. Beim BER hatten sich die ursprünglich bei Baubeginn kalkulierten Kosten verdreifacht, das könnte hier auch blühen.

  • Energiewende-Desaster

    Mirascael, 25.01.2024 11:13, Antwort auf #337

    Großbritannien setzt in seiner Kimastrategie maßgeblich auf neue Atomkraftwerke. Das erste wurde bereits zum Milliardengrab und die Eröffnung wird um weitere Jahre verschoben. Ursprünglich sollten die beiden Reaktoren vom Projekt Hinkley Point C in Somerset mal 18 Milliarden £ kosten und ab 2017 Strom liefern. Diverse Verzögerungen haben den Preis dann bis 2022 auf 26 Mia £ geschraubt. Nun heißt es, die Eröffnung könnte bis 2031 dauern und der Spaß 31 Mia £ kosten.

    Glückliche Briten, sag ich da nur:

    500 Milliarden Euro mehr für Stromnetze? Jetzt kassiert Habeck-Behörde eigene Zahlen ein

  • Hinkley Point C wird zum britischen BER - logischen Fehler vermeiden

    ronnieos, 25.01.2024 13:50, Antwort auf #337

    Man sollte einen grundsätzlichen Fehler nicht machen - drui gibt den Fehler gleich mit an, den BER

    Hinkley Point C ist ein Planungsdesaster. Die ersten Streitigkeiten um Kostensteigerungen starteten 2015. Es gab seit damals Diskussionen, das Projekt zu beenden, gegen besseres Wissen seit 2016 zieht man das Projekt durch. Eine POLITISCHE Entscheidung der britischen Regierung. Die Japaner (Toshiba) zogen sich schon 2017 zurück.

    Nun die Logik: wegen des BER Desasters sollte man NIE mehr einen Flughafen bauen.

    Hinkley Point C ist vom Typ EPR, Generation III+, wie zB das Kernkraftwerk Olkiluoto in Finnland.

    Das Problem ist, dass in Europa seit den 2000ern sowenig neue KKWs gebaut wurden, dass der Bau kein Geschäftsmodell war und sich die Industrie in den 2010ern umorientierte, wie AREVA.

    Das geht einher mit mangelder Ausbildung: es gibt keine entsprechenden Studiengänge und Hochschulinstitute, die sich mit Bau und Sicherheit von Reaktoren befassen.

    China baut fleissig und wird in diesem Jahrzehnt ca zwei Dutzend KKW neu in Betrieb nehmen (ua neue Reaktortypen).

    Den Phantastereien einiger, die von einer Renaissance der Atomkraft in Deutschland träumen, schliesse ich mich nicht an (Grund siehe oben)


    Laie spricht einen übersehenen Fakt an, die Grundlast:

    dass Erneuerbare günstiger sind als Alternativen, WENN sie verfügbar sind, ist eine Binse. Sind sie aber nicht immer (PV 1/5 oder 1/6 des Jahres).

    KKWs konkurieren ergo mit

    • Kohle- oder Gaskraftwerken
    • Erneuerbare plus Kosten für Speicherung plus Vorhalten einer beachtlichen Überkapazität

    Man kann feiern (finde ich auch gut), dass 56% des Stromes 2023 aus erneuerbaren kamen, man muss sich aber die täglichen Schwankungen anschauen, zw ca 35 und 80% (das kapieren Grüne sehr langsam, Habeck dämmert es gerade).

    • RE: Hinkley Point C wird zum britischen BER - logischen Fehler vermeiden

      drui (MdPB), 25.01.2024 16:27, Antwort auf #339

      China baut fleissig und wird in diesem Jahrzehnt ca zwei Dutzend KKW neu in Betrieb nehmen (ua neue Reaktortypen).

      Du vergisst, dass China am Bau und der Finanzierung von Hinkley Point C beteiligt ist über die staatliche China General Nuclear Power Group. EDF Energy ist eine ehemals britische Firma, die nun vollständig in der Hand der Électricité de France ist, eine Firma des französischen Staates. Heißt: Hier planten und bauen erfahrene Franzosen zusammen mit erfahrenen Chinesen, die Chinesen sind hier aber ein zusätzliches Problem, da mit der Gleichschaltung Hongkongs die britisch-chinesischen Beziehungen auf einem Tiefpunkt sind. Die Chinesen können auch nur deshalb in China AKWs so billig bauen, weil dort die Arbeitskraft billig und die Sicherheitsanforderungen noch billiger sind und außerdem eine enge Zusammenarbeit der staatlichen AKW-Betreiber mit mit dem Militär erfolgt, die Uran und Plutonium für Atomwaffen benötigen.

      Den Phantastereien einiger, die von einer Renaissance der Atomkraft in Deutschland träumen, schliesse ich mich nicht an (Grund siehe oben)

      Da sind wir uns ja einig.

      Wo wir uns nicht einig sind: "Planungsfehler" kann man es kaum nennen, wenn Brexit, Hongkong, Russland-Krieg und Pandemie dazwischen kommen. Aber es war von Anfang an klar, dass neue AKWs sehr viel teurer werden als politisch angegeben und nicht mehr mit anderen Energieformen konkurrieren können, deswegen gab/ gibt es für die britischen AKWs auch eine Preisgarantie, die dem britischen Verbraucher noch Hunderte Milliarden Pfund mehr kosten könnte, als wenn die Regierung auf wirklich erneuerbare Energien gesetzt hätte.

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