Meine Erwartung für den Ausgang der Nationalratswahl

Beiträge 51 - 59 von 59
  • RE: Grüne draußen?

    Prabhu, 17.10.2017 22:19, Antwort auf #48
    #51

    Felix, qui potuit rerum cognoscere causas!

    Ad fontes: Pares cum paribus facillime congregantur.

    Ad meliorem!

    Ex falso quodlibet sequitur.

    Könnt ihr auch eigenständig auf Latein formulieren oder beschränkt sich euer diesbezügliches Wissen auf Kalendersprüche?

  • RE: Grüne draußen?

    Laie, 17.10.2017 22:20, Antwort auf #50
    #52

    Wahlkampf auf Kredit ist übrigens eine fatale Geschäftsstrategie. Aber mit Wirtschaftskompetenz hatten es die Grünen halt noch nie so richtig.

    Das Geld wird niemand einfordern. Einer Partei Geld zu borgen ist eher eine Form der verdeckten Spende als ein Geschäft.

    Die Schulden müssen jetzt wohl die Landesorganisationen tilgen....5 Mio sind es sogar.

    "Fünf Mio. Euro Schulden hat die Bundespartei, so Felipe bei der Pressekonferenz am Dienstag. Es werde mit den Landesorganisationen bereits an einem Plan gearbeitet, um diese Schulden „solidarisch“ zu tilgen."

    http://orf.at/stories/2411366/2411364/

  • RE: Grüne draußen?

    gruener (Luddit), 18.10.2017 02:04, Antwort auf #52
    #53

    laie, da hilft vermutlich nur eines: ein radikaler schuldenerlass. damit die grüne alternative überleben kann.

    u. lunacek hat diesen schon einmal für griechenland gefordert:

    Und auch in Frage des Schuldenerlasses ist mehr Realitätssinn gefragt: Dieser Schuldenschnitt ist nicht vermeidbar. Gleichzeitig muss gemeinsam mit der griechischen Regierung ein Investitionsplan erarbeitet werden mit öffentlichen und privaten Geldern, um die griechische Wirtschaft anzukurbeln. Als Schwerpunkt bieten sich natürlich Investitionen in die Energiewende an: Griechenland hat ein enormes Potenzial für erneuerbare Energien und würde sich so auch von teuren Energie-Importen unabhängiger machen.

    https://www.ulrike-lunacek.eu/2015/06/22/raus-aus-den-drohkulissen-und-grexit-ve rhindern/

    ich übersetze das einmal:

    Und auch in Frage des Schuldenerlasses ist mehr Realitätssinn gefragt: Dieser Schuldenschnitt ist nicht vermeidbar. Gleichzeitig muss gemeinsam mit der künftigen grünen Führung ein Investitionsplan erarbeitet werden mit öffentlichen  Geldern, um die grüne Idee wieder anzukurbeln. Als Schwerpunkt bieten sich natürlich Investitionen in die parteipolitische Energiewende an: Die Grüne Alternative hat ein enormes Potenzial für erneuerbare poltische Energien und würde mithelfen, sich so auch von einem EUropa für die Völker unabhängiger zu machen.

    in diesem sinne:

    Schluss mit den gegenseitigen Anschuldigungen und raus aus den Drohkulissen. Das Thema ist für ganz Europa zu entscheidend um in Western-Manier mit High-Noon-Duellen missbraucht zu werden, so die lunacek unter missachtung allgemein gütiger kommataregeln.

    *****

    apropos "solidarisch tilgen". ich schalte da mal sogleich den lachsack an. auf die höchste lärmstufe. so weit zum thema:

    „Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen.“

    *****

    und für das schlusswort lauschen wir, wie es sich gehört, loriot:

    „Der beste Platz für Politiker ... a la U. Lunacek [Anmerkung des Verfassers dieses Posts] ... ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.“

  • RE: Grüne draußen?

    gruener (Luddit), 18.10.2017 02:41, Antwort auf #51
    #54

    Könnt ihr auch eigenständig auf Latein formulieren oder beschränkt sich euer diesbezügliches Wissen auf Kalendersprüche?

    Quae est ista tam insolens ostentatio in memoranda pecunia tua? Solusne tu dives
    es? Di immortales! Egone me aliquid audivisse et didicisse non gaudeam? Solusne
    dives es? Quid, si ne dives quidem es? Quid, si pauper etiam? Quem enim iudicamus
    divitem aut in quo homine hoc verbum ponimus?
    Opinor in eo, cui tanta possessio sit, ut ad liberaliter vivendum contentus sit, qui
    nihil quaerat, nihil appetat, nihil optet amplius. Oportet animum tuum te iudicare
    divitem, non hominum sermonem neque possessiones tuas. Animus nihil sibi
    deesse putat? Nihil curat amplius? Satiatus est aut contentus pecunia?
    Concedo: dives es. Si autem propter cupiditatem pecuniae nullum quaestum turpem
    putas, si cottidie fallis, poscis, aufers, eripis, si socios spolias, si aerarium
    expilas, utrum haec abundantis viri an egentis signa sunt? Animus hominis, non
    arca dives appellari solet: Quamvis illa sit plena, dum te inanem videbo, te divitem
    non putabo. Nam ex eo, quantum cuique satis est, metiuntur homines divitiarum
    modum.

    oder wäre statt einer philosophischen abhandlung eher ein leichterer catull bevorzugt?

  • RE: Grüne draußen!

    gruener (Luddit), 18.10.2017 04:12, Antwort auf #49
    #55

    warum?

    ich wage den ersten groben versuch einer analyse:

    lassen wir dafür die liste pilz einmal grundsätzlich außer acht. keine frage, pilz hat den grünen zu viele stimmen gekostet, er dürfte aber auch anderen parteien entscheidende stimmen geklaut haben, so der kpö und der liste gilt. beide werden an der 1 % hürde scheitern und damit keine wahlkampfkostenerstattung erhalten. vor allem für gilt ein drama. um nicht zu sagen, pilz war vor allem eines, der totengräber von düringers liste gilt. eines jedoch sollte man ihm keineswegs anlasten: verursacher der parlamentarischen nonexistenz der grünen alternative zu sein. deren zukünftiges  apo-dasein hat primär andere ursachen.

    ein blick auf die städte verrät - in allen schnitt die liste pilz deutlich einstellig ab:

    an den grünen hat nicht allein der wurm pilz genagt. da war weit mehr im argen. (in klammern jeweils das ergebnis der liste pilz)

    wien -10,6 (7,5)

    bregenz -9,2 (2,8)

    eisenstadt -8,7 (4,2)

    feldkirch -12,3 (3,4)

    graz -15,5 (7,3)

    innsbruck -16,3 (6,0)

    linz -11,7 (5,2)

    klagenfurt -14,8 (5,3)

    krems -8,7 (4,6)

    salzburg -14,1 (5,3)

    st. pölten -8,2 (4,6)

    steyr -9,2 (4,4)

    villach -11,2 (4,4)

    wels -8,7 (3,9)

    wiener neustadt -8,0 (4,8)

    man sieht, vor allen in ihren hochburgen haben die grünen massiv verloren. wäre pilz ihr einziges problem bei dieser nrw gewesen, hätten sie vermutlich ein ergebnis über 8 % einfahren können.

    es darf daher wild spekuliert werden: war für den grünen untergang verantwortlich

    • das grüne spitzenteam?
    • der rauswurf der grünen jugend?
    • die fixierung auf falsche inhalte? (s. den deutsch-grünen abgsang 1990: alle reden von deutschland, wir reden vom wetter - übertragen auf 2017: alle reden von flüchtingen, uns kümmert allein die frauenquote und manchmal vielleicht, unter umständen sogar das klima)
    • der dreikampf zwischen kern, kurz und strache?
    • aber egal, selbstredend, der pilz wars, das blöde arschloch.

    mein eigener letzter besuch im grünen nationalratsklub brachte vor allem folgende - absolut subjektive - erkenntnis: ist ja echt schön, dass hier überall tolle poster hängen, die nicaragua, den nordirischen widerstand und ähnliches betreffen... einmal abgesehen davon, dass wir analoges bereits im letzten jahrtausend abgehängt und durch aktuellere plakate ersetzt haben. auch spitze, das hier fast jeder den links-außen raushängen lässt und dabei versucht, die kpö in internationalismus zu übertrumpfen. nur, was hat das alles mit eurer tagtäglichen parlamentsarbeit zu tun?

    der wiederaufbau wird alles andere als ein waldspaziergang. wenn es ganz arg kommt, schafft es von den ösi-grünen allein ein kettenrauchender grüßaugust namens van der bellen in die annalen einer alpenrepublik.

  • Latin

    Prabhu, 18.10.2017 11:04, Antwort auf #54
    #56

    Touché, tu sais écrirer en Latin beaucoup mieux que moi. Peut-être on peut choisir une langue que nous deux savons, peut-être le francais?

    Je pense que tu as écrit quelque chose sur les pauvres et les riches. Est-ce que c'est une "texte gauche" que dit que celui qui a beaucoup d'argent n'est pas riche nécessairement?

  • RE: Grüne draußen!

    arcosh, 18.10.2017 19:14, Antwort auf #55
    #57

    Meine Ideen was bei den Grünen schiefgelaufen ist:

    1) Sie hatten nicht wirklich eine Erklärung was sie in der nächsten Legislaturperiode im Parlament machen wollen. Koalition mit ihnen geht sich realistischerweise nicht aus, ein "wir werden die Regierenden besonders ärgern" ist eher bei Pilz. Zugegeben das war bei Neos auch.

    2) Sie haben nicht auf 1 Thema gesetzt, damit man dafür ein Zeichen setzen kann. Bei den Neos hatte ich den Eindruck, daß ihr vorrangiges Ziel ist Steuern und Gebühren zu senken, alles andere kommt später.

    3) Die neue Spitze hat nicht kommuniziert, was gleich bleibt und was sich ändert. Leute die die Glawischnig-Grünen gut fanden, sind nicht beruhigt worden, daß eh alles bleibt wie es ist. Leute die sich von den Glawischnig-Grünen nicht vertreten gefühlt haben, haben keine Einladung bekommen, daß sie jetzt willkommen sind. Damit haben anscheinend beide Gruppen vorerst einmal abgewartet.

    4) Julian Schmid ist (noch?) nicht reif, für die mediale Aufmerksamkeit, die er bekommen hat. Und ich hab mehr über ihn in den Medien mitgekriegt als über die Doppelspitze.

  • RE: Grüne draußen!

    gerifro, 18.10.2017 19:29, Antwort auf #55
    #58

    @grüner

    Also, ich will Euch einmal rein meine Sicht erläutern:

    Nachdem für mich die SPÖ keine Option mehr war, fragte ich mich, wer ev. aus meiner Sicht am ehesten wählbar sein könnte und bin auf die Grünen gestoßen. Das war Ende letzten Jahres.

    Dann kamen die ÄH-Wahlen, welche ich natürlich nur im Internet verfolgen konnte sowie in Folge das "Hick-Hack" zwischen "Jungen Grünen" und der Mutterpartei. Dass dies dann noch öffentlich am Sonntag in einer Fernsehsendung ausgetragen wurde, wobei Glawischnig Flora Petrik fast nicht zu Wort kommen ließ und ich über den damaligen Berater Fußi, welcher auch im SPÖ-Wahlkampf "Mist" gebaut hat, kein Wort mehr verlieren will ist das Nächste.

    Dann kam nach etwa 2 Monaten Glawischnigs Rücktritt. Über welchen an sich ja nichts einzuwenden ist, nur waren die Grünen ab diesem Zeitpunkt praktisch "führungslos", zumal man Felipe idR. als Landeshauptmannstellvertreterin in den Medien brachte.

    Dann der Bundeskongress, bei welchem Pilz nicht mehr gewählt wurde. Das habe ich nie verstanden und werde es auch nie verstehen, dass man ein Gründungsmitglied wegen "Verjüngung" nicht mehr wählt!

    Weiters war für mich ausschlaggebend, dass die Grünen ab diesem Zeitpunkt immer in Pilz den Schuldigen suchten.

    Somit bekam eben der "Schuldige" meine Stimme

  • RE: Grüne draußen!

    gruener (Luddit), 18.10.2017 20:09, Antwort auf #58
    #59

    danke für die beiden ausführlichen und inhaltlich sehr aufschlussreichen posts. wie euch ist es vielen anderen anscheinend auch gegangen.

    in eine ähnliche richtung geht auch ein kommentar im kurier:

    Eine Partei verwelkt in der Nokia-Falle

    Dogmatisch, oberlehrerhaft, abgehoben. Ein Funktionärsklüngel, in dem Seilschaften den Ton angeben. Politik ist Nebensache, abschotten gegen innerparteiliche Konkurrenz alles. Toleranz und Zusammenhalt werden nur noch nach außen hin großgeschrieben. Diese Aura der Abgehobenheit strahlt das Führungspersonal dann auch aus. So beschreibt nicht ein Gegner, sondern ein Insider die Grünen...

    Wer so weit weg von der Wähler-Kundschaft agiert, landet in der Nokia-Falle. Das Handy aus Finnland hatte einst jeder in der Tasche, der cool sein wollte – bis es Apple & Co mit einem noch cooleren vom Markt fegten. Christian Kern hatte so ein leichtes Spiel hundertsechzigtausend grüne Leihstimmen zu kassieren. Den Rest erledigten Peter Pilz und Sebastian Kurz.

    https://kurier.at/meinung/kommentare/innenpolitik/eine-partei-verwelkt-in-der-no kia-falle/292.643.723

    *****

    dies alles ist jedoch kein alleinstellungsmerkmal der österreichischen grünen. es betrifft auch die deutschen grünen. wären kretschmann und co, die einen grün-liberalen weg suchen, nicht so erfolgreich, man hätte sie längst aus der partei gemobbt.

    in der schweiz hat eine grün-liberale alternative den ursprünglichen grünen längst den rang abgelaufen. dunkelgrün eilt mittlerweile auch bei kantonalen wahlen - von ausnahmen abgesehen - zurecht von verlust zu verlust.

    in frankreich ist die einst erfolgreiche grüne partei inzwischen marginalisiert, ebenso in der tschechischen republik.

    wobei der richtige weg nicht unbedingt der in die politische mitte sein muss. elke kahr - und vor ihr kaltenegger - beweisen fast täglich in graz, wie eine bürgernähe sozialistische politik funktioniert und dass man damit auch wahlen gewinnen kann. selbst unter dem alten dogmatischen kadernamen kpö.

    *****

    schlusssatz: hochmut kommt vor dem fall!

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