Eine Woche vor der Wahl am 22. Juli gehen alle Meinungsforscher in der Türkei davon aus, dass die regierende Partei für Fortschritt und Gerechtigkeit (AKP) wieder als stärkste Partei aus den Wahlen hervorgehen wird. Allerdings schwanken die Umfragen nach wie vor stark. Unterschiedliche Institute sehen die AKP zwischen mindestens 28 und maximal 41 Prozent.
Doch selbst wenn die optimistischsten Prognosen für die AKP zuträfen, ist damit noch längst nicht ausgemacht, ob die Partei wieder alleine eine Regierung bilden kann. Entscheidend dafür wird sein, wie viele Parteien dieses Mal den Sprung ins Parlament schaffen. Fast alle Umfragen gehen davon aus, dass neben der islamischen AKP und der linksnationalistischen CHP es dieses Mal auch die ultra- rechte MHP schaffen wird. Die Rechtsextremen könnten sogar der eigentliche Überraschungssieger dieser Wahl werden, weil sie vor allem von der derzeit vorherrschenden nationalistischen Stimmung im Lande profitieren werden. Manche Wahlforscher sehen sie gleichauf mit der CHP bei knapp 20 Prozent.
Neben den Rechtsextremen werden auch die Kurden mit großer Wahrscheinlichkeit noch eine Fraktion im kommenden Parlament bilden, so dass es im Gegensatz zum letzten Zwei-Parteien-Parlament in der kommenden Legislaturperiode wohl mindestens vier Parteien geben wird. Damit verändert sich aber die Sitzeverteilung dramatisch. Die AKP hatte im letzten Parlament mit 34 Prozent Wählerstimmen fast eine Zweidrittelmehrheit, weil alle Stimmen, die an der Zehn-Prozent Hürde gescheitert waren, auf nur zwei Parteien verteilt wurden. Bei vier Parteien im Parlament dürften aber wieder gut 80 Prozent der Wählerstimmen repräsentiert sein, und ob die AKP dann noch 256 Sitze und damit eine alleinige Mehrheit erreicht, ist sehr fraglich.
Alle Koalitionen, außer der von CHP und MHP, die sich auf ihren nationalistischen, säkularen Gemeinsamkeiten verständigen könnten, werden aber schwierig. Eine Koalition der islamischen AKP mit den Kurden käme einer Einladung zum Staatsstreich gleich und CHP und MHP haben sich im Wahlkampf mit der AKP derart massiv angelegt, dass eine spätere Koalition unmöglich scheint. Gleichzeitig ist es aber auch unwahrscheinlich, dass es eine CHP-MHP Koalition auf eine regierungsfähige Mehrheit bringen könnte.
Dazu kommt noch eine große Unwägbarkeit. Nach seiner Konstituierung muss das Parlament als erstes einen neuen Staatspräsidenten wählen. Da wohl keine der beiden Seiten eine Zweidrittelmehrheit haben wird, müssen sie sich entweder auf einen Kompromisskandidaten einigen oder es kommt erneut zu einer Blockade mit dem Ergebnis, dass das Parlament Ende September wieder aufgelöst wird und die Türken noch einmal wählen müssen.
Zwar hat Erdogan im Wahlkampf angedeutet, dass er in der Präsidentenfrage auf die Opposition zugehen will, doch die Wahl des Staatsoberhaupts ist für beide Seiten so wichtig, dass es in der Praxis schwer werden dürfte, sich zu einigen. (Jürgen Gottschlich aus Istanbul/DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.7.2007)
Turkey’s ruling Justice and Development Party (AKP) is the leading political organization in the country, according to a poll by GENAR and AK Investment. 39.4 per cent of respondents would vote for the AKP in this month’s legislative ballot.
The Republican People’s Party (CHP) and the Democratic Left Party (DSP) are second with 21.8 per cent, followed by the National Action Party (MHP) with 12.4 per cent, and the Youth Party (GP) with 8.3 per cent. Parties require at least 10 per cent of the vote to earn seats under the country’s proportional representation system.
The next legislative election in Turkey is scheduled for Jul. 22. In the November 2002 ballot, the right-leaning AKP elected 363 lawmakers to the 550-seat legislative branch. Recep Tayyip Erdogan, a member of the AKP, has served as prime minister since March 2003.
In Turkey, the president is elected to a single seven-year term by the Great National Assembly. In April, the AKP proposed foreign minister Abdullah Gul, an ex-Islamist, for the presidency. The nomination sparked fierce opposition by Turkey’s political and civilian secularists, which eventually led to Gul’s withdrawal from the race.
In early July, independent left-leaning candidate Baskin Oran commented on Turkey’s current political situation, saying, "Turkey is transforming into a democratic era from a monolithic nation state. The AKP should abandon its mentality of ‘I am the biggest party, and so what it should be like is what I say.’"
Polling Data
What party would you support in the next parliamentary election?
Justice and Development Party (AKP)
39.4%
Republican People’s Party (CHP) and
Democratic Left Party (DSP)
21.8%
National Action Party (MHP)
12.4%
Youth Party (GP)
8.3%
Source: GENAR / AK Investment
Methodology: Interviews with 2,039 Turk adults, conducted from Jul. 2 to Jul. 6, 2007. Margin of error is 2.2 per cent.
Die Umfragen gehen stark auseinander. Relativ fix sind eigentlich nur AKP mit um die 40% und CHP um die 20%. Die MHP hat bei Wahlen stark schwankende Ergebnise und hat es in ihrer Geschichte fast immer nicht über die 10% Hürde geschaft. Aber als Zockeraktie sicherlich ein interessanter Wert.
Turkey’s ruling Justice and Development Party (AKP) could remain the largest political organization in the Great National Assembly, according to a poll by the VERSO Center of Political Studies. 38.1 per cent of respondents would back the AKP in this month’s legislative election.
The Republican People’s Party (CHP) and the Democratic Left Party (DSP) are second with 20.3 per cent, followed by the National Action Party (MHP) with 14.1 per cent, the Youth Party (GP) with 3.7 per cent, the Turkish Democratic Party (DP) with 3.3 per cent, and the pro-Kurdish Democratic Society Party (DTP) with 3.1 per cent. Parties require at least 10 per cent of the vote to earn seats under the country’s proportional representation system.
The next legislative election in Turkey is scheduled for Jul. 22. In the November 2002 ballot, the right-leaning AKP elected 363 lawmakers to the 550-seat legislative branch. Recep Tayyip Erdogan, a member of the AKP, has served as prime minister since March 2003.
In Turkey, the president is elected to a single seven-year term by the Great National Assembly. In April, the AKP proposed foreign minister Abdullah Gul, an ex-Islamist, for the presidency. The nomination sparked fierce opposition by Turkey’s political and civilian secularists, which eventually led to Gul’s withdrawal from the race.
Yesterday, Turkish energy minister Hilmi Guler said Turkey and Iran reached a preliminary agreement to carry natural gas from Iran and Turkmenistan to Europe. Guler explained the deal to reporters, saying, "We discussed some requests from Iran in return to their demand to export natural gas to European Union countries (via Turkey). As a result, we agreed on carrying Turkmen gas via Iran to Turkey and then to Europe."
Polling Data
What party would you support in the next parliamentary election?
Justice and Development Party (AKP)
38.1%
Republican People’s Party (CHP) and
Democratic Left Party (DSP)
20.3%
National Action Party (MHP)
14.1%
Youth Party (GP)
3.7%
Turkish Democratic Party (DP)
3.3%
Democratic Society Party (DTP)
3.1%
Source: VERSO Center of Political Studies
Methodology: Interviews with 8,811 Turk adults in 20 provinces, conducted from Jun. 22 to Jun. 30, 2007. No margin of error was provided.
Das Sample ist mit über 8000 ungewöhnlich hoch. Was mich persönlich etwas verwundert sind die fehlenden 17,40%. Auch nicht ganz koscher sind die 3,10% für die DTP, die gar nicht zur Wahl antritt, da die Kurden Einzelkandidaten aufstellen.
umfragen kannst in der türkei getrost vergessen - da könnte man genausogit würfeln (henauer gesagt ist der prozess der auswertung der rohdaten gar nicht so weit vom würfeln entfernt - nur dass in der türkei so viele variablen mitspielen dass die umfragen eigentlich für die wäsch´sind)
ein beispiel gefällig?
nehmen wir die frühere fpö (vor knittelfeld) da haben sich auch immer weniger menschen zu der fpö bekannt als sie gewählt haben
um das auszuhleichen hat man die rohdaten hochgerechnet - die frage war nur: wieviel %mehr als in den umfragen soll man annehmen
bei den grünen war es immer umgekehrt - da haben also einige pitentielle grünwähler dann doch noch taktisch anders gewählt (z.b. dass spö/övp die stärkste partei wird et cetera)
blöd halt nur wenn dann bei wahlen (wie z.b. die letzte tiroler landtagswahl dann doch die leute bei den angegebenen partei bleiben)
und dieses hochrechnen (also eigentlich die berechenbarkeut der menschen) ist in der türkei duch die komplizierte politische lage (und die vielen faktoren[z.b. religion,vokszugehörigkeit,wirtschaft, stabilität, europa] nicht gegeben
also ich denke dass durch die zuspitzung auf akp versus laizistische parteien die 2 (bzw. 3) grossen parteien stark zulegen und die kleinstparteien unter die räder kommen...es kann aber auch genau umgekehrt sein *g*
> ???
>
> ich habe gelesen:
>
> AKP 40-42
> CHP 20-22
> MHP ~14
> GP ~10
Die von den österreichischen bundesländerzeitungen gedruckte und von mir gepostete letzte umfrage entspricht interessanterweise ziemlich genau dem wahlergebnis.
> Die von den österreichischen bundesländerzeitungen gedruckte und von mir
> gepostete letzte umfrage entspricht interessanterweise ziemlich genau dem
> wahlergebnis.
Lieber Rom,
das kann ich bezeugen. Das hast wirklich gesagt.
Und bin umso bestürzter. Hat man sich auf diversen Märkten endlich daran gewöhnt, dass immer und zuverlässig das Gegenteil dessen eintrifft, was Du vorher sagst.
Und jetzt gilt nicht einmal das. Erschreckend.
Darf allerdings darauf hinweisen: 4 Tage davor hast noch gepostet:
> Zu billig abgestoßen? - MHP Überraschungssieger
Hm So gesehen, könnte man auf die Idee kommen: Du erklärst einfach alle zu Siegern. Auf einen triffts ja dann zwangsläufig zu. ;-)