Wahlen in den USA (III)

Beiträge 11 - 20 von 154
  • Re: Erdrutsch in Outer Space

    quaoar, 03.09.2008 15:44, Antwort auf #10
    #11
    > Es stimmt schon, Wahlguru - Obamas Umfragewerte haben sich in den letzten
    > Tagen verbessert. Laut 538 um exact 4,4%.

    Hmhm. Da musst Dich geirrt haben.

    Popular vote auf 538 heute 49,7 - 47,3.

    Ergibt +2,4% für Oba.

  • Re: Erdrutsch in Outer Space

    Wanli, 03.09.2008 22:15, Antwort auf #11
    #12
    Stimmt beides, Himmelskörper - die 4,4% bezogen sich auf die nach dem Parteitag erhobenen landesweiten Umfragen. Die Prognose für das Wahlergebnis (47,3 zu 49,7) wird aber vor allem auf der Basis von Erhebungen in den Einzelstaaten errechnet. In dem Ergebnis stecken auch noch ältere Umfragewerte mit drin, die bei 538 ja zunehmend schwächer gewichtet, aber erst nach Monaten gänzlich entfernt werden. Ein paar neue landesweite Umfragen verändern die Prognose nur um ein paar Zehntelpunkte. Beide Werte sind also korrekt: Der von Dir genannte ist die Vorhersage, wie sich die Stimmen verteilen würden, wenn heute Wahl wäre. Der andere ist einfach der Durchschnittswert aus einer Handvoll Umfragen der letzten Tage. Wer jetzt im Prozentemarkt McCain-Aktien (die eh schon sehr niedrig stehen) verschleudert, könnte sich am kommenden Wochenende ärgern, wenn John seinen eigenen "Bounce" in den Umfragen einfährt und Obama wieder dichter auf die Pelle rückt. Das muss nicht so kommen, aber es ist doch ziemlich wahrscheinlich.

    Wie gesagt: Ich fand auch eher interessant, dass sich das Bild der Befragten von Obama etwas zum Positiven gewandelt hat; das könnte langfristigere Konsequenzen haben, die Antwort der Befragten auf die Sonntagsfrage ist dagegen in einer Woche vielleicht schon überholt. Mal sehen, wie der Rest des Parteitags der GOP über die Bühne geht.

    Einen interessanten Link stell ich noch mal hier rein, sonst vergesse ich das möglicherweise noch. Der Beitrag ist schon ein bisschen älter und listet die (mittlerweile wahrscheinlich etwas veränderte) Zahl der Wahlkampfbüros auf, die John und Barack jeweils eingerichtet hatten. Die Differenz ist gewaltig:
    Ohio: Obama 33, McCain 9;
    Michigan: Obama 22, McCain 11;
    Colorado: Obama 10, McCain 1;
    Virginia: Obama 28, McCain 6.
    In anderen Battleground-Bundesstaaten sieht das ähnlich aus; dieser Unterschied im Organisationsgrad wird sich sicher auch bei der Wahl auswirken. Wie stark? Genau weiß das wohl niemand...
    www.fivethirtyeight.com/2008/08/obama-leads-better-than-31-in-field.html

  • Re: Erdrutsch in Outer Space

    Wahlguru, 04.09.2008 11:26, Antwort auf #12
    #13
    Landesweit liegt Obama derzeit rund 7 Prozentpunkte vor McCain. Die „Win Percentage“ bei fivethirtyeight.com betragen mittlerweile 70% für Obama (vor zwei Wochen waren es nur 48%). Dies wirkt sich jetzt auch auf die „Electoral Votes“ aus, die inzwischen wieder bei 307 Delegierten für Obama liegen (bei usaelectionpolls.com sind es sogar 327).

    John McCain hat unterdessen Sarah Palin, die den Krieg der USA im Irak als „von Gott gegebene Aufgabe“ ansieht (das entspricht der weltweit so geliebten dumpfen Rhetorik von George W. Bush), als fähige Außenpolitikerin bezeichnet, da – so wörtlich – „Alaska gleich neben Russland liegt“. Demnach müsste Obama ein Kriegsveteran aus dem Zweiten Weltkrieg sein, da er in dem Staat geboren wurde, der den Angriff auf Pearl Harbour zu verkraften hatte, woraufhin die USA in den Krieg eintraten und diesen letztendlich beendeten und gewannen. Wenn das so weitergeht, wird das der bizarrste Wahlkampf der Weltgeschichte – und viel spricht dafür, dass es so weitergeht (zumindest auf republikanischer Seite) ...
  • Der Parteitag (am zweiten Tag)

    Wanli, 04.09.2008 16:36, Antwort auf #1
    #14
    Gestern gab's nen Tag für die konservative Basis. Wer Barack Obama sowieso für eine lächerliche Witzfigur hält, durfte sich bestätigt fühlen und hatte viel zu lachen. Unentschlossenen Wählern (und den 59% der Bevölkerung, auf die Obama laut Umfragen einen "günstigen Eindruck" macht) wurde deutlich weniger geboten:
    - die liberalen Eliten sind abgehoben und verachten Euch,
    - wir leben in einer gefährlichen Zeit, die einer entschlossenen Ausßenpolitik der Stärke bedarf,
    - die Demokraten glauben, besser mit Eurem Geld umgehen zu können als Ihr selbst.
    Im Grunde also dasselbe Schema, was auch schon gegen Gore und Kerry gefahren wurde. Wird es auch diesmal greifen? Werden Wähler noch einmal ihr Kreuz bei einer Partei machen, die seit mehr als einer Generation immer mit den gleichen Slogans antritt, der Klimawandel oder Immobilienkrise kaum eine Erwähnung wert sind? "Time" kommentiert die in den Medien überwiegend gefeierte Palin-Rede und schließt:

    "The more I think about it, Palin's was an authentic, sarcastic, white working-class voice--absent the economic pain at large in the country, the fact that median families have lost $2000 in disposable income during the Bush presidency. The Democrats are betting that the pain will trump the sarcasm this year; the media reaction you're seeing, including my own, comes from the knowledge that sarcasm has trumped pain so often in recent history. The question remains the one Obama raised last week: will this be a big election or a small one?"
    http://www.time-blog.com/swampland/2008/09/the_republicans_tonight_1.html

    Ich bin mal gespannt, ob McCain heute den Versuch macht,über Platitüden und die konservative Basis hinaus reale Probleme und moderate Wähler anzusprechen. Ich bin sicher, dass er eine gute Rede halten wird, obwohl die Medien ihn ja generell als schlechten Redner darstellen - eine Erwartung, die von McCains eigenen Leuten nach Kräften geschürt wird. Aber seine bisherigen Parteitagsreden waren ziemliche Knaller. Die Frage ist halt, ob er nicht nur rhetorisch, sondern auch inhaltlich was zu bieten hat.

    Einen sehr kurzen Überblick über die auf den beiden Parteitagen gehaltenen Reden (Person des Sprechers, seine Rolle im Wahlkampf, zwei knackige Zitate) bietet diese Seite:
    www.politico.com/politicolens/index.html

  • Sterbewahrscheinlichkeit McCain vor Ende der ersten Amtszeit

    carokann, 04.09.2008 19:52, Antwort auf #14
    #15
    Eine wirklich interessante Statistik der Lebensversicherer.

    http://www.politico.com/news/stories/0908/13096.html

    Ungefähr 1 zu 3 stehen die Chancen, dass ein 72-jähriger nicht sein 80. Lebensjahr erreicht. Dieses Alter hätte McCain am Ende seiner zweiten Amtszeit. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass McCain an einem potenziell lebensbedrohlichen Hautkrebs erkrankt war.

    “For a man, that’s above the expected lifetime at the present,” said Michael Powers, a professor of risk management and insurance at Temple University’s Fox School of Business.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass McCain vor Ende seiner ersten Amtszeit 2013 stirbt liegt bei seinem Alter am Amtseinführungstag besser: bei 14.2 bis 15.1 Prozent( Social Security Administration’s 2004 actuarial tables and the authoritative 2001 mortality statistics assembled by the National Association of Insurance Commissioners)

    Damit ist seine Sterbewahrscheinlichkeit fast 10 mal höher als die Obamas.

    Berücksichtigt man, dass Obama fast sein gesamtes Erwachsenenleben geraucht hat, ist McCains Sterbewahrscheinlichkeit, Nichtraucher immer noch sechs Mal so hoch.

    Die Pensionskassen geben McCain eine zehn zu eins Chance, dass er nicht 76 Jahre wird.



    Still, the quarter-century age gap between Obama and McCain is the widest ever between major-party presidential candidates. And no matter what table is applied, the difference in average mortality rates of men McCain’s age and men Obama’s age is enormous.
    --------------------------------------------------------------------

    Eine Statistik von denen das Geschäft der Lebensversicherer abhängt und mit grossem Aufwand errechnet wird.

    Frau Palin hat somit eine 10-15 prozentige Chance während des ersten Terms den Amtseid abzulegen.

    Das ist viel. Zuviel für den Wähler?
  • Ein Lied, zwo, drei

    Wanli, 04.09.2008 20:52, Antwort auf #15
    #16
    Das hier dürfte die Botschaft der Republikaner adequat zusammenfassen - sie sind ja jetzt alle grundsolide Landeier, auch der Mitt (Sohn eines einfachen Gouverneurs) und der Rudy (ehemals Bürgermeister eines idyllischen Kleinstädtchens):

    Merle Haggard: Okie from Muskogee

    We don't smoke marijuana in Muskogee;
    We don't take our trips on LSD
    We don't burn our draft cards down on Main Street;
    We like livin' right, and bein' free.

    I'm proud to be an Okie from Muskogee,
    A place where even squares can have a ball
    We still wave Old Glory down at the courthouse,
    And white lightnin's still the biggest thrill of all

    We don't make a party out of lovin';
    We like holdin' hands and pitchin' woo;
    We don't let our hair grow long and shaggy,
    Like the hippies out in San Francisco do.

    And I'm proud to be an Okie from Muskogee,
    A place where even squares can have a ball.
    We still wave Old Glory down at the courthouse,
    And white lightnin's still the biggest thrill of all.

    Leather boots are still in style for manly footwear;
    Beads and Roman sandals won't be seen.
    Football's still the roughest thing on campus,
    And the kids here still respect the college dean.

    We still wave Old Glory down at the courthouse,
    In Muskogee, Oklahoma, USA.
  • Re: Ein Lied, zwo, drei

    carokann, 04.09.2008 20:58, Antwort auf #16
    #17
    We don't let our hair grow long and shaggy,
    Like the hippies out in San Francisco do

    Es gibt noch Hippies?

    Selbst wenn McCain wollte, könnte er denn?

  • Re: Ein Lied, zwo, drei

    gruener (Luddit), 04.09.2008 21:08, Antwort auf #16
    #18
    es kommt sogleich die musikalische antwort der gegenSEITE:

    Wayne Kramer - something broken in the promissed land

    Some motherfucker is pissing on my grave
    How much irrigation can I stand?
    Kids down the street are playing with machine guns
    Something broken in the promised land
    The cats sing along with Neil Young records
    How much more damage can I stand

    The whole state of Michigan just signed up for welfare
    Something broken in the promised land

    Something broken in the promised land
    A lost direction in the promised land
    A missed connection in the promised land
    Something broken in the promised land

    So where's Lee Oswald now that we need him
    I've seen all the lone gunmen i can stand
    There's a self improvement tape called
    "getting used to poverty"
    Something broken in the promised land

    Something broken in the promised land
    The dream is sold out in the promised land
    The sidewalk's cold in the promised land
    Broken promise in the promised land

    The rich get lazy in the promised land
    The poor get crazy in the promised land
    A busted deal here in the promised land
    The shit is real here in the promised land
    The vision fails in the promised land
    They're building jails in the promised land
    My Chevy died here in the promised land
    Chuck Berry lied about the promised land

  • Wahl 2008: Rise of the Machines

    Wanli, 04.09.2008 23:41, Antwort auf #18
    #19
    Klingt nicht übel, grüner - aber welcher Kandidat kürt das zu seinem Wahlsong? Ralph Nader vielleicht?

    Ich mach noch mal ein bisschen dort weiter, wo ich gestern schon war. Wenn man nach DEM Grund sucht, warum Bush die letzte Wahl gewonnen hat (natürlich gibt's mehrere), dann vielleicht, weil er Kerry an die Wand organisiert hat. Massen von hochmotivierten Freiwilligen gesteuert von einer Wahlkampagne, die auf der Basis von Millionen von Datensätzen regionale Wahlwerbeschwerpunkte festsetzte und potenzielle Unterstützer und Wechselwähler identifizierte. Die Demokraten nannten diese ihnen weit überlegene Organisation die "Maschine".

    Auch Obama und sein Chefstratege David Axelrod haben allerdings Erfahrung mit Maschinen: Es war nicht nur die Botschaft ("change" etc.) und das Charisma, was Obama den Sieg in den Vorwahlen eingebracht hat, sondern auch seine "Maschine". Er und Axelrod wurden politisch sozialisiert in Chicago, wo die örtliche demokratische Partei mit dem gleichen Begriff belegt wird. Die Demokraten dort sind berüchtigt für ihre straffe und umfangreiche Organisation und ziemlich rücksichtsloses Vorgehen - 1960 sollen in Chicago selbst die Toten für Kennedy gestimmt haben. Obama und Axelrod haben denn auch schon für die Vorwahlen eine in der amerikanischen Geschichte beispiellose Organisation aufgebaut, die jetzt nochmals erweitert wird. Mag McCains Basis nach dem Parteitag auch hinreichend euphorisch sein und sich mit Schaum vor dem Mund in den Wahlkampf stürzen - diesmal dürften die Reps dem Gegner unterlegen sein. In der Zahl der erzielten Wählerkontakte (also dem Gespräch mit potenziellen Wählern per Telefon oder an der Haustür) war die Relation zwischen Baracks und Johns Wahlkampfteams im August etwa 35 zu 1. Im Moment werden bei solchen Gesprächen noch eher Informationen gesammelt, in den letzten Wochen vor der Wahl geht es dann darum, auf der Basis dieser Informationen Wechselwähler zu überzeugen und freiwillige Helfer anzuwerben. Obamas Wahlkampfteam möchte am Wahltag 6 Millionen Freiwillige mobilisieren - auch das wäre ein absoluter Rekord. Diesen (wahrscheinlichen) Organisations- und Informationsvorsprung sollte man vielleicht bedenken, wenn man über den Ausgang der Wahl spekuliert. Es wird natürlich auch interessant sein zu beobachten, ob und wie weit die Republikaner beim "ground game" noch aufholen können.
    Die Zahlen hier:
    www.fivethirtyeight.com/2008/08/voter-contacts.html
    www.fivethirtyeight.com/2008/08/not-even-close.html

    Wer sich für die demokratische Partei in Chicago interessiert, wird hier fündig:
    en.wikipedia.org/wiki/Cook_County_Democratic_Organization
  • Wahl 2008: Rage against the Machine

    gruener (Luddit), 05.09.2008 00:22, Antwort auf #19
    #20
    > Klingt nicht übel, grüner - aber welcher Kandidat kürt das zu seinem
    > Wahlsong? Ralph Nader vielleicht?
    >

    geh' mir ab mit nader!
    ihm und seinen damaligen unterstützern (michael moore, eddie vedder, green party u.v.a.) verdanken wir 8 jahre bush.

    als kompromiss biete ich an:

    bruce cockburn - call it democracy
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